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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#Interview mit Bonnie Prince Billy
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dossier: Singer/Songwriter II
Interview mit Bonnie Prince Billy

Und das ist für alle Beteiligten eine Zeitverschwendung. Klar wird dieser Übergang immer wieder gebraucht, gerade in meiner Stilrichtung. Es steht nichts im Wege, ihn zu verwenden – anders zu verwenden. Den Zuhörer an der Hand zu nehmen und zu sagen: Hör mal, das ist jetzt eben E-Moll auf C-Dur, ganz wie es du dir vorgestellt hast. Aber jetzt, schau mal, könnten wir damit nicht in diese andere Richtung gehen? Was, wenn wir hier einen neuen Übergang einführten? Dort einen anderen Text? Was denkst du dazu? Ist das okay für dich, liebes Publikum?

Wann sind Sie auf den Geschmack von englischer Folk-Musik gestossen?


Sehr, sehr, sehr früh. Seit meinen frühen Teenagejahren hat mich die Musik stark angezogen. Das Radio war nie gut in Louisville, Kentucky, wo ich aufgewachsen bin. Öffentliche Bibliotheken, Second-Hand- Plattenläden und Buchantiquariate, da habe ich in meinen Teenagerjahren meine Informationen bezogen. Aber viele Old World-Songs hörte ich nicht etwa zuerst auf Platte, sondern ich las sie nach in irgendwelchen Notensammlungen und Büchern. Es war ein grosser Moment für mich, als ich auch noch sehr jung einen Schotten kennenlernte, der sich sehr intensiv mit alter und neuer schottischer und irischer Musik beschäftigte. Ich sagte zu ihm: Okay, ich weiss

dieses und jenes über schottische und irische Musik, ich habe das Gefühl, dass es noch viel zu lernen gibt. Er sagte: Das stimmt. Ich sagte: Bring es mir bei. Und das hat er gemacht. Ich war 17 oder 18 Jahre alt. Er nahm Kassette nach Kassette für mich auf, schrieb zu jedem Künstler und jedem Song und jeder Aufnahme einige Bemerkungen. Das war für mich ungemein wichtig.

Mir gefällt das Album besonders gut, das Sie mit der schottischen Band Harem Scarem aufgenommen haben.

Wirklich? Schuld daran war der gleiche Schotte. Er wurde erwachsen. Wie ich blieb er bei der Musik, und endlich übernahm er einen Posten beim Scottish Arts Council. Er rief mich an und fragte, ob ich interessiert wäre, eine Tournee mit einer traditionellen schottischen Band zu unternehmen, und dann hat er mich mit Harem Scarem zusammengebracht.

Sie hätten auch wieder angefangen zu schauspielern, habe ich gelesen. Stimmt das?

Ein bisschen, das kann ich nicht bestreiten. Das letzte Mal stand ich vor der Kamera für «Wendy and Lucy». Seit dem Dreh ist nun wieder mehr als ein Jahr vergangen.

Warum sind Sie zum Film zurückgekehrt?