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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#«Let The Right One In»
  4/6
film
«Let The Right One In»

der kunstvolle und tiefgründige Umgang mit einem Mythos, den die Menschheit seit Jahrhunderten beschäftigt, und dem zurzeit in biederster Form in Hollywood im wahrsten Sinne des Wortes das Blut ausgesaugt wird, um den Vampirismus einmal mehr als rentable Geldmaschine nutzen zu können.

Seit Bram Stoker den uralten südosteuropäischen Volksglauben an Nosferatu in seinem Roman «Dracula» verarbeitete, steht der Vampir als verbindendes Element von Leben und Tod. Er ist die Reflektion des Menschen und seiner Ur-Triebkräfte. Der Vampir steht für die Verdammnis und das ewige Leben, für den Hass wie für die ewige Liebe. Der aus der Religion sich schöpfenden Abscheu steht als Kontrapunkt der Eros entgegen. Kurz: der Vampir steht für eine geistlich nicht akzeptable Form der menschlichen Sehnsucht. Dass nun Hollywood mit der Verfilmung von «Twilight» den Vampir zum untoten Teenager mit Boygroup-Appeal degradiert, muss aus kultureller Sicht als Sakrileg gelten.

In «Let The Right One In» dagegen spiegelt sich der Mensch als Vexierbild in der Existenz des Vampirs. Zudem ist es Alfredson gelungen, eine Fabel zu inszenieren, in der Einsamkeit und Wut die klare Trennung von Opfer und Täter unterspült. Und: «Let The Right One In» ist auch eine in eindringlichen Bildern erzählte poetische Geschichte über die erste Liebe. Selbst wenn der Film mit seiner optischen Zurückhaltung von Gewalt in keiner Art und Weise als Horrorfilm gelten kann, gehört er doch in eine Reihe mit Friedrich Murnaus «Nosferatu» (1922), Carl Theodor Dreyers «Vampyr» (1932), Werner Herzogs