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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#CD
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tipps
CD

Bleu Pétrole
Alain Bashung

ra. Er gehört zu den grossen alten Respektspersonen des französischen Chansons: Alain Bashung. Nachdem er auf seiner letzten Platte «L’Imprudence» (2002) unzimperlich mit seinen Songs umgegangen war und Destruktion praktizierte, sagt er heute: «Ich habe mit der Popmusik wieder Frieden geschlossen.» Was nicht heisst, dass er seichte Musik machen würde. Die Lieder seines neuen Albums «Bleu Pétrole» erklingen im Spannungsfeld von Folk, Country, Pop, Rock und Chanson. Die Gitarren besingen die endlosen Weiten des mittleren Westens, während Bashung mit seiner tiefen melancholischen Stimme poetische Seelenerkundungen betreibt. Gemeinsam mit Kollege Gérard Manset sowie  Gaëtan Roussel der Gruppe Louise Attaque hat er diese wundersame Musik erschaffen, die ihren Höhepunkt in der neunminütigen Ballade «Comme un Lego» hat. Ebenfalls zu hören: eine französische Version von Leonard Cohens Klassiker «Suzanne», einem Song, der wie das gesamte Werk für die Melancholie und die Einsamkeit eines Existenzialisten steht. (Universal)

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Third
Portishead

nj. Knapp elf Jahre haben sich Geoff Barow, Beth Gibbons und Adrian Utley für ihr drittes Album Zeit genommen. Während dieser langen Funkstille lief das stilbildende Trip-Hop- Kollektiv Gefahr, zum Anachronismus zu mutieren. Zum Glück haben sich Portishead konsequent weiter entwickelt, anstatt auf bleierne Kontinuität zu setzen. Das britische Trio verzichtet 2008 auf vordergründige Samples und Beats und konzentriert sich an deren Stelle auf Live-Instrumente. Damit erzeugen Portishead unverändert dissonante Klanglandschaften mit dem düsteren Hauch von Serie noire, erlauben sich aber auch Abstecher in Richtung Akustik-Folk, Latin-Grooves und Garagen-Rock. Dank Gibbons’ zerbrechlicher Stimme und Utleys spitzen Gitarren bleiben diese überraschenden Neuerungen aber als Portishead erkennbar. Programm war es, das einstige Studioprojekt zu einer richtigen Band zu machen, und das ist Portishead durchaus gelungen, klingt «Third» doch vitaler als die Vorgänger «Dummy» (1994) oder «Portishead» (1997). Nur erreicht keines der neuen Stücke die dunkle Dringlichkeit der alten Klassiker; ob «Third» vom heutigen Publikum goutiert wird, ist darum unklar. (Universal, Vö 25.4.)
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