John Carlin, wie direkt sind Sie und Ihre Organisation von der Krise in der Musikindustrie betroffen?
Wie Sie sicher wissen, ist Red Hot keine institutionalisierte Wohltätigkeit, die über eigene Mitarbeiter und Büros verfügt. Vielmehr nutze ich die Infrastruktur meiner Multimedia-Firma «Funny Garbage», um die Red-Hot-Alben zu produzieren. Ich bin aber immer noch auf die Hilfe von Plattenfirmen angewiesen, die die Aufnahmekosten vorschiessen und auch den Vertrieb unserer Produktionen übernehmen. In den 1990er-Jahren konnten wir noch darauf zählen, dass sich unsere Alben 100 bis 200’000 Mal verkaufen würden, was die Finanzierung und Realisation weiterer Projekte sehr erleichtert hat. Aber in Zeiten einer unberechenbaren Musikindustrie haben wir diese Sicherheit nicht mehr, darum muss ich mein bisheriges Geschäftsmodell wohl überdenken.
Wann hat die Krise begonnen, Ihnen zuzusetzen?
Um ehrlich zu sein, bekamen wir schon Mitte der 1990er-Jahre Probleme, als immer mehr US- amerikanische Fernseh- und Radiosender von grossen Konzernen aufgekauft wurden. Diese Machtkonzentration hat das ganze Musikgeschäft auf den Kopf gestellt. Seither sieht es darin wie in einem Entwicklungsland aus, wo der ganze Reichtum auf eine verschwindend kleine Künstlerelite verteilt wird. Diese Entwicklung hat die Promotionskosten in die Höhe getrieben, und für Red Hot wurde es sehr teuer, Werbeplätze einzukaufen, um auf unsere Aktivitäten aufmerksam zu machen. Und mit dem Internet wird