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das kulturelle überformat
Nr. 22 / 16. März 2009
#PJ Harvey & John Parish
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musik
PJ Harvey & John Parish

Etliche dieser Gruppen scharten sich um das taufrische Indie-Label Too Pure – auch die Kunstschülerin Polly Jean Harvey. Harvey war tief im Grünen aufgewachsen, in der Nähe von Dorset in der idyllischen, gleichnamigen westenglischen Grafschaft. Dank der elterlichen Plattensammlung entdeckte sie früh den Blues von Howlin’ Wolf und Robert Johnson, dazu Jimi Hendrix und Captain Beefheart. Acht Jahre lang genoss sie Saxophon-Stunden, daneben spielte sie in Lokalbands und entdeckte Bands wie The Pixies oder Slint.

Die Grossstadt London sagte ihr wenig zu, eine komplizierte Liebesgeschichte mit dem Drummer von Th’ Faith Healers brachte auch nicht gerade Frieden in den Alltag. Aber als Kunstschülerin hatte sie gelernt, wie auch aus bitteren Erfahrungen kreative Impulse gewonnen werden können. Ihr feuriges erstes Album «Dry» entstand wieder auf dem Land, in Yeovil. Schon die Fotos, die nun die Runde machten, waren aussergewöhnlich: inszeniert von einer Kunstschulfreundin zeigten sie die Sängerin nackt im Bad – die schummrigen Bilder waren farblich so verfremdet worden, dass sie keine Sekunde lang in Gefahr standen, als «Pin-Up» missverstanden zu werden. Im Gegenteil: es war eine kongeniale bildnerische Umsetzung der Impulse, welche dieser muskulös-subtilen Frauenmusik zu Grunde lagen.

«Dry» traf den Zeitgeist: die Musik – gespielt vom Trio PJ Harvey, in welchem PJ Harvey selber auch mal die Geige in die Hand nahm – profitierte ohne Zweifel von der stilprägenden Vorarbeit von The Pixies und Throwing Muses. Das Album schaffte es in die


«Rid Of Me» (1993)