Dass Metal mehr noch als Punk oder Hip-Hop unter muslimischen Jugendlichen Anklang findet, hat neben der vordergründig kompromisslosen Gangart des Genres wohl auch mit seiner Geschichte zu tun. Der amerikanische Surf-Gitarrist Dick Dale, der so einflussreiche Rockmusiker wie Jimi Hendrix prägte, brachte seine libanesischen Wurzeln in elektrifizierten Folkstücken wie «Misirlou» zum Ausdruck. Spätere Metal-Pioniere wie Black Sabbath verwendeten orientalische Tonskalen, um in ihrer Musik Spannung und Atmosphäre zu erzeugen.
Der pakistanische Gitarrist Salman Ahmed hört in Led Zeppelins Vierteltonintervallen sogar Anklänge an die Sufi-Musik seiner Heimat – kein Wunder, dass er die britische Band in einem Artikel für die «International Herald Tribune» als eine frühe und darum wichtige Brücke zwischen Ost und West bezeichnete, ja sogar als Kraft für den Frieden.
Stimmig beschliesst LeVine «Heavy Metal Islam» mit einem Besuch des Dubai Desert Rock Festivals im Jahr 2006. Während Robert Plant, der ehemalige Sänger von Led Zeppelin, das Publikum mit Ansagen auf Arabisch und Urdu verzückte, begnügten sich die übrigen westlichen Bands damit, ihren Job möglichst gut zu machen. LeVines Glauben an die revolutionäre Kraft der Rockmusik zum Trotz scheinen die Dinge ihren gewohnten Lauf zu nehmen. Der Brückenschlag zwischen Ost und West wird allmählich durch das Einweggeschäft ersetzt, durch den Import westlicher Musik in die muslimische Welt. Dabei würde die hiesige Metal-Szene vom Enthusiasmus und Elan der islamischen Bands profitieren. Für sie ist Heavy Metal weitaus mehr als ein Soundtrack zur institutionalisierten Rebellion, er ist ein Elixier beim täglichen Überlebenskampf.
Mark LeVine. Heavy Metal Islam. Three Rivers Press, New York 2008. Paperback. 296 Seiten. € 10,95 / CHF 19.90