Foto: © Chicago Historical Society

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das kulturelle überformat
Nr. 22 / 16. März 2009
#Aleksandar Hemon
  4/6
literatur
Aleksandar Hemon

Als Lazarus erst einmal aus dem gemütlichen Bett in die Ewigkeit geworfen worden war, wanderte er durch die Welt, auf ewig heimatlos, auf ewig in Angst einzuschlafen, vom Träumen zu träumen.

Kein Wunder also, dass Hemon seinen Helden nun Lazarus nennt, wie die biblische Figur, die einst von Jesus von den Toten auferweckt wurde. Auch der in Chicago ermordete Lazarus wird nun erneut zurück ins Leben geholt. Die religiöse Geschichte unterstreicht dabei gleichzeitig den Gehalt des Unternehmens wie letztlich auch die Unmöglichkeit.

Und so wechselt Hemon von Kapitel zu Kapitel zwischen Lazarus Averbuchs Chicago von 1908 und der Reise Briks ins alte Europa hin und her. Die Zusammenhänge zwischen den beiden Erzählebenen setzen sich zunächst nur im Kopf des Lesers fest. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts die USA aus Angst vor einem drohenden Anarchismus mit brutalsten Mitteln gegen Verdächtige vorgingen, so ist es hundert Jahre später die Angst vor dem Terrorismus, der zu einer ähnlichen Paranoia führt. Die wahren Opfer in diesem Buch sind denn auch die Überlebenden. Olga, die Schwester von Lazarus, die in äusserst ärmlichen Verhältnissen in Chicago lebt und nach dem Tod ihres Bruders von der Gesellschaft verdammt und getreten wird. Und Brik, der sich in der Folge auf seiner Reise zurück zu seinen Wurzeln (und jenen von Lazarus) immer stärker von seiner neuen amerikanischen Heimat entfremdet. Und auch der stets cool wirkende Kumpel Rora, der tausend