Horn hat sich von diesem fliessenden Nebeneinander inspirieren lassen. Immer wieder kehrte sie auf die Insel zurück. Eine Zeitlang mietete sie sich dort in einem Leuchtturm ein, auf der Halbinsel Dyrhólaey an der Südküste der Insel, nahe am arktischen Kreis. Heute pendelt sie zwischen New York und Reykjiavik. Im Mai 2006 hielt sie an der isländischen Kunstakademie einen Vortrag: «Für mich war dieser Ort ein Open-Air-Studio mit grenzenloser Ausdehnung und Neuheit. Im Nachhinein erkenne ich, dass ich Island ausgewählt habe wie ein anderer Künstler zum Beispiel Marmor als Arbeitsmaterial auswählen könnte. Island hat mich gelehrt, Erfahrung zu schmecken. Das ist möglich hier, weil dem Erleben eine intensive Körperlichkeit eigen ist.»
Roni Horn, so zeigt diese mit grossem Fingerspitzengefühl für Rhythmus, Raum und Wirkung ausgehängte Ausstellung, verfügt über ein umfassendes technisches Vokabular, um uns die Dynamik einer perpetuierten, mobilen Identität spüren, ja, erleben zu lassen. Die unterschiedlichen Ausdrucksformen sind in einem symbiotischen Nebeneinander durcheinander gestellt, gehängt und gelegt.
Es beginnt mit «Ant Farm», einer zwischen zwei Glasscheiben eingeschlossenen Tranche von Ameisenwelt, einem Frühwerk, das Horn 1975 als Diplomarbeit installierte und das bereits den Kern ihrer Grundthese verkörpert – es ist ein Habitat, das ewig gleich bleibt und sich im Detail doch ständig verändert. Ähnlich die bereits erwähnten Sprachbalken mit den Dickinson-Zitaten: sie sind über die ganze