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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Interview mit Nick Cave
  10/10
musik
Interview mit Nick Cave

Insofern gibt es da einen roten Faden zwischen diesem Song, «Jesus Of The Moon» und «Hold On To Yourself»: die männliche Vorstellung nimmt das Objekt ihres Begehrens zur Geisel.

Absolut. Was ich da vermitteln wollte, ist ein Zustand der Passivität, der über den Hauptfiguren liegt. Alle sind halb im Schlaf oder hypnotisiert oder im Koma oder tot, und gleichzeitig nehmen sie all diese schlechte Energie in sich auf. Aber die Musik selbst nimmt einen viel neutraleren Standpunkt ein. Da ist zum Beispiel ein trauriger Song wie «Moonland», eine meiner liebsten Nummern auf der Platte. Gerade für einen Mann ist dieser Text, wenn man ihn liest, einfach erschütternd. Für mich jedenfalls. In der Vergangenheit hätten die Bad Seeds so etwas auf eine sehr manipulative Art behandelt. Wir hätten den Refrain sich aufbauen lassen, und dann wäre eine Violine darüber hereingebrochen. Die Musik war oft dazu da, die emotionale Reaktion des Publikums zu verstärken. Aber mit dieser Platte machen wir fast das Gegenteil davon, die Musik ist absichtlich entfremdet vom Inhalt des Songs. Ein Lied des reinen Bösen wie «Today’s Lesson» hat einen richtig hippen, hüpfenden Groove, und «Moonland» ist eigentlich eine Funk-Nummer. Aber die Absicht ist, dass man nach zehn Mal Zuhören denkt: Oh Scheisse, das ist wirklich traurig.





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