Can – Holger Czukay, Jaki Liebezeit,
Irmin Schmidt, Michael Karoli (v.l.)
Foto: © Spoonrecords

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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Geschichte
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dossier: Krautrock
Geschichte

gerade deshalb enormen Einfluss auf die anderen Mitglieder hatte. Wichtig war auch, dass Can als wahres Kollektiv wirkte. Nicht nur in der Musik, wo das Interplay der Mitglieder fast schon magische, wenn nicht sogar übersinnliche Züge annahm, sondern auch, wie sie gegenüber der Öffentlichkeit auftraten. Wie so viele Krautrock-Bands war Can ohne die «Kulturrevolution» der 68er-Bewegung nicht denkbar, auch wenn sie nicht explizit politisch war wie etwa Amon Düül.

Etwas Provokation gegenüber dem etablierten Kulturbetrieb musste sein. So kam es 1969 zum Eklat am Schauspielhaus Zürich, wo Can die Aufführung von «Prometheus» begleiten sollte. Die Theaterleitung erschrak offenbar selbst ob ihrer Fortschrittlichkeit und gebot der Band in letzter Sekunde, nur dezent im Hintergrund zu spielen. In der Folge schrie der erzürnte Malcolm Mooney «Das Schauspielhaus ist Scheisse» ins Publikum und die Band übertönte lärmend die Dialoge der Schauspieler. Die Zeitung Die Tat soll geschrieben haben, dass man die Musiker lieber mit hölzernen Instrumenten auf elektrischen Stühlen gesehen hätte als umgekehrt.

Das Einzigartige an der Musik von Can aber ist, dass «alles, was man auf Platte hört, live aufgenommen wurde und nicht geplant war», wie Gitarrist Michael Karoli 1989 gegenüber dem Autoren zum Comeback-Album «Rite Time» erklärte. Bei aller Experimentierfreudigkeit und sehr viel Spontaneität («instant compositions» nannte man dies) behielt Can aber – wie viele Krautrock-Bands – stets eine überraschend eingängige, ja poppige Seite und wirkte auf Platte selten chaotisch. Irmin Schmidt erklärte