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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Auswirkungen
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dossier: Krautrock
Auswirkungen

Leicht waren die Verhandlungen nicht, die Herbert Grönemeyer führen musste, um sich die Rechte am lange vergriffenen Kernwerk des Düsseldorfer Duos Neu! zu sichern. Die geleistete Liebesmüh machte sich dafür schnell bezahlt, und das Grönland-Label konnte im Herbst 2001 Bestellungen für mehrere zehntausend Tonträger entgegennehmen. Zu diesem Erfolg hatten nicht zuletzt die illustren Krautrock-Fans aus den Reihen von Radiohead und den Red Hot Chili Peppers beigetragen, die sich hinter die Wiederveröffentlichung von «Neu!», «Neu! 2» und «Neu! 75» gestellt hatten.

Die Liste der Krautrock-Enthusiasten liesse sich endlos erweitern. Beispielsweise um den Hollywood-Regisseur Quentin Tarantino, der Teile von «Super 16» von Neu! im Soundtrack zu «Kill Bill Vol. 1» verwertete, oder um den Hip-Hop-Star Kanye West, der «Sing Swan Song» von Can 2007 für den derben Rap «Hot & Drunk Girls» sampelte. Egal, welchen Stein man umkehrt, man wird darunter immer ein bisschen Krautrock finden.

Diese Verbreitung sollte nicht überraschen. Als Schnittstelle zwischen Progressive und Industrial, Punk und Ambient hat der Krautrock so ziemlich alles beeinflusst, was in den letzten dreissig Jahren an Musik passiert ist. Für Künstler, die Bezugspunkte jenseits von Klischees und Konventionen suchen, ist Krautrock die einfachste Anlaufstelle. Nicht umsonst haben sich Grunge- und Post-Rock-Pioniere wie Sonic Youth und Tortoise an Can und Neu! inspiriert, auch die britischen Neo-Psychedeliker Kasabian aus Leicester bekunden ihre Bewunderung für die alten Heroen. Und schätzen sich glücklich, leichten Zugang zum Plattenladen «Ultima Thule» zu haben, das Mekka aller britischen Krautrock-Nerds.

Zu dieser Gemeinde könnte man ruhig auch die schottischen Primal Scream zählen, deren Album «Evil Heat» (2002) mit seinen schimmernden Gitarren und pulsierenden Rhythmen wie eine