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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Jonathan Littell
  3/6
literatur
Jonathan Littell

Holocaust beteiligt ist. Seine gefühllosen Schilderungen des Massenmordes, seine bis ins Detail betriebenen Schilderungen und Aufzählungen und Sätze wie:

Genau das war es, was mir unbegreiflich blieb: die Kluft, die absolute Unverhältnismäßigkeit zwischen der Leichtigkeit, mit der es sich tötet, und der unendlichen Schwierigkeit, mit der gestorben wird.
Maximilian Aue in «Die Wohlgesinnten»
Was bewegt also einen amerikanischen Autoren dazu, dies alles zu schreiben und erst noch in französischer Sprache? Der Mann liebt Flaubert, in dessen Sprache er sich literarisch ausdrückt und er verehrt Kafka, was die verdrehte Perspektive ansatzweise erklärt. Jonathan Littell hat keinen Roman geschrieben, der die literarischen Zirkel entzücken soll, ansonsten hätte er sich als Urheber miteingebracht. Hier fehlen also jegliche Kommentare eines Dritten, der jüdische Autor leiht dem Verbrecher seine Stimme und als Leser kommt man nicht umhin schmerzlich festzustellen, dass dieses Buch uns inhaltlich nie ansprechen wird, weil das Gesprochene unseren moralischen Grundwerten zuwiderläuft. Doch ist das nicht die Aufgabe der Kunst? Uns zu konfrontieren, um uns immer wieder und unentwegt selbst zu hinterfragen?

Wer «Die Wohlgesinnten» liest, für den wird es ungemütlich. Denn ohne kollegialen Beistand des Autors müssen wir alleine damit zurechtkommen. In Deutschland ist dieses Vorhalten des Spiegels ein Hauptstreitpunkt. Während die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus diesem Grund im Internet einen «Reading Room» eröffnet hat, um die Diskussion zu führen, haben sich etwa «Die Zeit» und die «Welt» für eine durchorganisierte Breitseite gegen das Buch entschieden.

In der Tat lässt sich Littells Werk nicht einfach einordnen. Der Autor versteht denn sein Buch auch als Ausgangspunkt einer