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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Jonathan Littell
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literatur
Jonathan Littell

Er sei das ständige Gerede über seine Arbeit einfach satt, meinte er bereits 2006 nach dem Erscheinen der Originalausgabe in Frankreich. Nun kommt Jonathan Littell irgendwie nicht darum herum, es wieder zu tun. Denn «Die Wohlgesinnten», dieses 1400 Seiten starke Bekenntnis eines SS-Obersturmführers polarisiert in Deutschland wie kaum ein Buch zuvor.

«Die Wohlgesinnten» ist mehr ein Experiment am Leser, denn ein literarisches Buch. Es sind die Aufzeichnungen eines Täters in einem Buchmarkt, der die Vergangenheit anhand der Schilderungen der Opfer und ihrer Nachkommen aufzuarbeiten versucht. Das Paradoxe an diesem Roman ist allerdings die Tatsache, dass auch Jonathan Littell auf die Opferseite gehört. Als Sohn jüdischer Eltern in Brooklyn geboren, danach in Frankreich aufgewachsen und später in Yale studiert, war die Geschichte des Holocaust in seiner Familie allgegenwärtig.

Seid ihr überhaupt sicher, dass der Krieg vorbei ist? In gewisser Weise ist der Krieg nie vorbei, oder er ist erst vorbei, wenn das letzte Kind, das am letzten Tag des Krieges geboren wurde, wohlbehalten begraben ist, und auch danach lebt er in dessen Kindern und in deren Kindern fort, bis sich das Erbe allmählich verflüchtigt.Maximilian Aue in «Die Wohlgesinnten»
Was bewegt einen jüdischen Jungen dazu, die Hälfte seines Lebens mit Recherchen und Reisen zu verbringen, um sich anschliessend als Autor in den Kopf eines Nazis zu begeben, um dessen Lebensgeschichte niederzuschreiben? Begreifen werden wir den Täter nicht, diesen intelligenten und kulturell gebildeten Deutschen, der ein inzestuöses Verhältnis mit seiner Schwester hat und sich seiner Homosexualität bewusst wird. Dieser Max Aue, der zwischen 1941 und 1945 als Mitglied des Sonderkommandos 4a und des Reichssicherheitshauptamts an der Planung des