Nachhinein nicht lustiger. Ein Witz muss spontan wirken. Wenn man ihn nicht auf den ersten Blick erfasst, bleibt das Gegenteil einer Verbindung zurück: man fühlt sich abgewiesen und ausgeschlossen. Wenn der Witz nachher erklärt wird, ist es zu spät.
Der Graben, das instinktive Ressentiment, auf Ablehnung gestossen zu sein, ist nicht mehr zu überbrücken. Das – so würde man meinen – sei genau der Punkt dieser Ausstellung: dass man gezwungen wird, sich die Frage zu stellen, warum man ein bestimmtes Werk nicht verstanden hat. Gleich zum Anfang geht es schon los mit der Perplexität. Die Installation des 44-jährigen Südkoreaners Gimhongsok heisst «The Bremer Town Musicians» und besteht aus einem Haufen abgelegter Tierkostüme und einem plumpen Text: die Kostüme gehörten den Sierras, einer Familie von illegalen Einwanderern aus Mexiko, die sonst für einen Hungerlohn in einer englischen Schuhfabrik arbeiteten, für ihr Auftreten als Teil dieser Ausstellung jedoch ebenfalls einen Lohn bekämen. Politisch korrektes Statement? Ja. Lustig? Nein (der Seitenhieb auf den Künstler Sierra soll wohl besonders witzig sein...aber wozu?).
Oder dann die Poster, welche die Exil-Iranerin Ghazel in Paris aufhängte: nach fünfzehn Jahren Frankreich wollte sie der Staat kurzfristig abschieben; sie hängte in der ganzen Stadt Posters auf, mit denen sie einen potentiellen Ehemann suchte, der ihr zum Visum verhelfen könnte. Im Jahr 2002 bekam sie auch ohne Ehemann eine Visumsverlängerung von zehn Jahren – jetzt sucht sie mit ähnlichen Posters einen illegalen Immigranten zum Heiraten. Politisches Statement? Auf jeden Fall. Aber Humor? In meinen Augen nicht.