Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Kolumne von Ernst Molden, Wien
  1/3
gedankengang
Kolumne von Ernst Molden, Wien

Nachrichten aus der grossen Geisterstadt Wien (5)

Vorausgeschickt (1): Was die Welt weiss: Wien beherbergt heuer die Fussballeuropameisterschaft. EURO 2008. Diese passiert im Juni, und alle Leute hier werden jetzt verrückt.

Vorausgeschickt (2):Was jeder Wiener weiss: Das Riesenrad ist fad.


Also, man muss das relativieren. Das Riesenrad ist nämlich schon auch toll, es ist bizarr, es ist riesengross, und, was uns sehr wichtig ist, weltberühmt. Aber, schon jedes Kind erfährt: Das Riesenrad ist fad, darum strebt das Kind zum Autodrom, zur Grotten-, Geister- oder Hochschaubahn. Das Riesenrad nämlich dreht sich sehr langsam, und wenn man ganz oben ist, sieht man, na jaaa, so rasend viel auch wieder nicht. Der Stephansdom kann mehr, von den Aussichtswarten der Moderne, Donauturm oder Millenium Tower, mal ganz abgesehen.

Und trotzdem erfreut es uns, das Riesenrad, wenn wir so dran vorbeigehen, es ist irgendwie das Symbol alles anderen, Rauschig- und Glücklichmachendem, was der Prater so zu bieten hat.

Es gibt uns einen kindlichen Vorfreude- und Romantikschub. Aber damals muss es schon auch ein echter Trip gewesen sein, dieses Rad, als es auf Betreiben des Varieté-Königs Gabor Steiner und nach Plänen der beiden englischen Hochbau-Ingenieure Walter B. Basset und Harry Hitchins im Jahre 1897 zum 50-Jahr- Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs des Ersten eröffnet wurde.

Kolumne hören »
Text und Musik:
Ernst Molden