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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

Von derart sozialen Begegnungen abgesehen, sind solche Veranstaltungen meist wenig erfreulich. Man steht morgens um fünf auf, um den ersten Flieger zu kriegen, guckt dann fünfzig Journalisten zu, die einer mehr oder weniger engagierten Celebrity einstudierte Antworten entlocken und trollt sich mit dem letzten Flieger wieder heim. Andrerseits gibt es natürlich Momente coolen Kosmopolitismus’, so etwa wenn man sich dem Kollegen mit den Worten: «Wir haben uns vor einigen Jahren auf einem Konzert in Jamaica getroffen» vorstellen kann – oder wenn man lässig auf der Strasse vor Dave Stewarts Club den extrem netten Bodyguard von Scarlett Johansson begrüsst, den man ja vor ein paar Tagen in Berlin und so weiter. Ganz ähnlich angeberisch bin ich einmal vor einem New Yorker Plattenladen in den Chef dieses Magazins gerannt, damals, als das Musikbusiness noch Geld für Reisen hatte.

Während der Düsseldorfer Kollege noch Dringendes zu erledigen hatte, kontrollierten Ihre London- und Berlin-Korrespondenten die Pub-Vorräte und tauschten sich über Merkwürdigkeiten von Stadt, Branche und Waits-Interpretationen entzückender Schauspielerinnen aus (worüber wir freilich bei Todesdrohung noch nichts berichten dürfen). Ich wiederum erntete fast besorgte Blicke für meinen ausgiebigen Spaziergang, der mich am Morgen, allein dem inneren Kompass und der Spur der Starbucks-Filialen folgend, die anregende Strecke von der Liverpool Road zur Endell Street geführt hatte. Zurück in Berlin fiel ich auch sofort, geschwächt wohl auch von zwei Wochen windigen roten Berlinale-Teppichen, mit 40 Fieber und einer heftigen Bronchitis ins Bett.

So ein Fieberdelir ist ein guter Anlass, die mangelnde Gentrifizierung Kreuzbergs zu bedauern. Es war nämlich für zwei Tage ganz unmöglich, meine fünf Treppen hinunter zu steigen und ich begann plötzlich, Aufzüge nicht nur für ein Zeichen von bürgerlicher Verweichlichung und Mietteuerung zu halten, sondern als eindeutigen zivilisatorischen Fortschritt zu erkennen. Ein kleiner