Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Derek Jarman
  9/13
film
Derek Jarman

Leben in seinen Altar-Malereien dokumentiert hat. Es gibt Köpfe, die man immer wieder sieht, Gläser, die immer wieder da stehen. Seine Gemälde haben Humor – und natürlich ist auch die homoerotische Komponente sehr wichtig. In meinem Film geht es vor allem um den Konflikt zwischen dem privaten und dem öffentlichen Menschen Caravaggio.

Auf seine Weise war Caravaggio ein Popstar ganz im modernen Sinn.

Natürlich war er das! Sicher kann man bei Caravaggio die gleiche selbstzerstörerische Ader entdecken, die James Dean, Marilyn Monroe und Jim Morrison in den Tod trieb.


Foto: © Trevor Leighton

Caravaggio konnte auch gewalttätig sein.

Weil er mit sich selber nicht im Reinen war. Ich vermute, die Wurzeln lagen in seiner Frustration, sich nicht mitteilen zu können. Dabei war er sich seines Wertes sehr bewusst. Er war sehr eitel. Ich glaube nicht, dass ich ihn gemocht hätte, wenn ich ihm begegnet wäre. Er scheint ein äusserst unangenehmer Mensch gewesen zu sein. Zum Beispiel halte ich es nicht für akzeptabel, wenn einer den Kellnern im Restaurant Artischocken nachschmeisst. Es gibt in der Tat etliche Parallelen zwischen Caravaggio und den überbezahlten, überdrehten Popstars in der Welt des späten Kapitalismus.

Wie hat Sie die Ankunft von Margaret Thatcher betroffen?

Ich bin über den Rand hinaus gerutscht. 1979 machte ich «The Tempest» und danach konnte ich nicht mehr arbeiten. Höchstens ein paar Super-8-Filme hat es noch gegeben, und letztes Jahr habe ich Lesungen von einigen Shakespeare-Sonnetten in einen 35mm-Film mit dem Titel «Angelic Conversations» aufgeblasen. Das ganze Land hat einen Sprung nach rechts getan, auch die Linke, einfach, weil man seine Stellung nicht verlieren will. Ich bin bestimmt der einzige Filmer, der schon drei Kino-Filme gemacht hat und trotzdem nie im Fernsehen kommt. Derzeit scheint sich der Wind zu drehen, deswegen konnte ich wohl «Caravaggio» machen.