Geboren wurde Derek Jarman am 31. Januar 1942 «am Ende des grossen imperialen Zwielichtes». Er kam aus gutem Haus. Sein Vater, mit dem ihn ein langjähriger kapitaler Willens- und Geistes-Konflikt verband, war ein ranghoher Pilot, der häufig umziehen musste, derweil Derek im Internat aufwuchs.
Dort wurde er eines Tages beim sexuellen Experimentieren mit einem Mitschüler ertappt und dafür mit heftigen Prügeln bestraft (Homosexualität war in Grossbritannien bis 1967 verboten). Damit begann für ihn eine emotionelle Eiszeit, die erst auftaute, als er an der Kunstschule Slade in London David Hockney und Patrick Proctor und damit einen ganz neuen Lebensstil – den der wahrhaft swingenden Sixties – für sich entdeckte. In den späten sechziger Jahren quartierte er sich in einer verlotterten alten Korsettfabrik an der Themse ein, wo noch etliche andere Randfiguren des florierenden Undergrounds lebten. 1970 gab ihm der Regisseur Ken Russell – eine Art surrealer englischer Fellini – den Job, das Set für den Film «The Devils» zu entwerfen. Damit war Jarman in die Filmwelt hineingerutscht. 1976 erschien sein eigener Debüt-Film, «Sebastiane». Es war der erste britische Film mit schwuler Ästhetik. Jarman brachte dabei zwei gegensätzliche Tendenzen in seiner Psyche unter einen Hut: dass der Film ganz auf Lateinisch gesprochen wurde und unter römischen Soldaten spielte, gefiel der Seite von ihm, die viel auf klassische Bildung und traditionelle Werte hielt. Dass die Soldaten manchmal nackt waren und einer von ihnen die erste Erektion in die «normalen» britischen Kinos brachte, gefiel der provokationslustigen, kämpferischen Seite von Jarman. Der Film habe als Scherz begonnen, sagte Jarman, und sei bis in seine Struktur hinein homoerotisch gewesen.