Filmemacher und Kurator Isaac Julien und
Schauspielerin Tilda Swinton am Grab von
Derek Jarman / Foto: © Nina Kellgren


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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Derek Jarman
  11/13
film
Derek Jarman

Der Pasolini-Film kam leider nie zustande. Stattdessen wehrte sich Jarman in seinen Arbeiten immer mehr gegen den Verlust von persönlichen Freiheiten, die mit der Thatcher’schen Politik einherkam – einer Kombination von einer Wirtschaft, wo keinerlei Fesseln bestanden, die das Scheffeln von Profit hätten hindern können, und einer extrem konservativen Moral, die sogar ein Gesetz aufwarf, welches die «Werbung für einen homosexuellen Lebensstil» für illegal erklärte. Mit der HIV-Diagnose begann Jarmans politische Arbeit erst richtig. In einer Flut von mit winzigen Budgets – und oft mit Tilda Swinton – gedrehten Filmen (so etwa «The Last of England», «War Requiem» – mit dem letzten filmischen Auftritt von Sir Laurence Olivier – «The Garden» und «Edward II») beschrieb er eine Gesellschaft, in welcher Gefühle, Sensibilität, Sexualität und überhaupt kreative Gelüste unter die Räder einer nur noch von Gier und Angst regierten Gesellschaft gerät.

Dazu veröffentlichte er mehr als ein halbes Dutzend faszinierende Bücher. Seine bevorzugte Form war eine Art Tagebuch – eine Ansammlung von Erinnerungen, Gedanken, Gedichten und Essays, in denen er mit einer grossartigen Bildlichkeit ein Leben beschreibt, das sowohl von der Zugeknöpftheit der fünfziger Jahre als auch von den Freiheiten der sechziger Jahre geprägt worden war. Er tut dies von der Warte eines Mannes, der mit nüchternem Blick des Todes harrt und gleichzeitig mit gewaltiger Lebenslust immer noch Filme dreht und Bilder malt. Die Erzählfreude Jarmans ergibt in ihrer Weltoffenheit und ihrer Fähigkeit, jeder Situation einen kreativen Impuls abzugewinnen – und wenn es auch nur rechtschaffener, wohlartikulierter Zorn ist – eine inspirierende Lektüre. Und dann gab es