«Culture Clash – Dread Meets Punk Rockers» nachzulesen. Das Buch ist ein Lehrstück in Sachen angewandter Punk-Attitüde. Vom düsteren Nihilismus, welcher die Medien den Punks immer wieder angedichtet haben, ist hier nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil. Letts beschreibt Punk als eine Bündelung alternativer Kräfte, die absolut nötig war, jungen Briten eine Sprache zu geben, mit der sie die rigiden Strukturen des Rockgeschäftes im Besonderen und der Kulturlandschaft im Allgemeinen aufbrechen und sich selber Gehör verschaffen konnten. Einem wie Letts, der einen Weg suchen musste zwischen den jamaikanischen Werten, die ihm die Eltern beibrachten, und dem London wie er es selber wahrnahm, verhalf Punk zu einem Freiraum, den er mit Gusto ausschöpfte, um seine (kulturelle) Identität zu finden, ohne durch rassistische oder andere Vorurteile zurückgebunden zu werden.
Traurige Gestalten wie Sid Vicious vermochten im Punk englischer Prägung tatsächlich eine düstere Seite zu orten und suhlten sich darin, zumal es ihnen an anderen Talenten mangelte. Die Medien stürzten sich darauf und auf die punkige Anti-Tanzform «Pogo» und verpassten den Punks schnell den Ruf, gewalttätig zu sein. Dabei ging es in vielen ganz gewöhnlichen Pubs und Fussballmatches damals wesentlich gewalttätiger zu und her. Aber mit der suggerierten Furcht vor der Gewalttätigkeit übertünchten die Medien und ihre gierigen Konsumenten wohl eher die Furcht vor dem Neuen, dem Unverstandenen.
Don Letts erzählt seine Geschichte und die Geschichte des Londoner Punk mit dem Witz, analytischen Verständnis und Anekdotenrepertoire von einem, der nicht nur dabei gewesen ist, sondern seine Augen offen hielt und sein Gehirn permanent angeschaltet hatte. In den frühesten Punktagen schenkte ihm jemand eine Kamera, und prompt mauserte sich der Jung-Rasta zum stildefinierenden filmischen Chronisten, der dereinst sogar einen Grammy abräumen sollte. Letts war engstens mit John Lydon