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das kulturelle überformat
Nr. 3 / 27. März 2007
#Punk
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musik
Punk

Je nach Perspektive ist das Jahr Zero in Sachen Punkgeschichte entweder 1976 oder aber 1916. Je nach Perspektive startete Punk entweder im New Yorker CBGB’s-Club mit Bands wie The Ramones, Television und Blondie, in London mit den Sex Pistols und The Clash, oder aber im Zürcher Cabaret Voltaire mit Hugo Ball, Tristan Tzara, Hans Arp und Emmy Hennings. Beim Wort «Punk» hören die Einen krachende Gitarren, Songs, die zwei Minuten dauern und zwei Akkorde umfassen, sowie Gesang, welcher der Welt den gesammelten Zorn frustrierter, adoleszenter Omnipotenz-Phantasien an den Kopf schmettert. Die anderen mögen beim Wort «Punk» durchaus auch an die Sex Pistols denken. Daran etwa, wie sie mit zwei, drei gelangweilt hingenölten «fuck!» und «fucking!» die Karriere des englischen TV-Mannes Bill Grundy beendeten und das Medienestablishment darauf brachten, dass Schockaktionen (und die Hoffnung darauf) perfektes Fernsehen abgaben (hier »  – aus heutiger Warte ein rührend harmloses Auftrittchen). Sie denken beim Wort Punk unwillkürlich aber auch an die (Klang-)Collagen eines Kurt Schwitters (hier »), an die Sirenenmusik des schon von Frank Zappa verehrten Edgar Varèse, an «We’re Only In It For The Money» eben dieses Frank Zappas, an die Klanggedichte von Ernst Jandl, ans Pissoir von Marcel Duchamp natürlich - und eben an die Provokationen der Zürcher Dadaisten.

Beispiel Hugo Ball:

brulba dori daula dalla
sula lori wauga malla
lori damma fusmalu
Dasche mame came rilla
schursche saga moll vasvilla
suri pauge fuzmalu
Dolli gamba bokamufti