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das kulturelle überformat
Nr. 3 / 27. März 2007
#Punk
  11/11
musik
Punk

kitzelt «The Weirdness» den Nostalgienerv. Und trotzdem singt daraus immer noch der unverbrämte Punk-Geist. Denn Pop hat nie Meineid begangen. Hat nie Klischeephrasen über heldenhaftes Rebellentum und romantisches Aussenseiterdasein von sich gegeben, noch gar von einer Seelenverwandtschaft mit den Poeten der Beat Generation – Ginsberg, Kerouac & Co. – geschwafelt. Auch in schlechten Zeiten ist er immer seinen eigenen Weg gegangen – da kann man ihm ein paar dubiose Alben schon verzeihen. Und ein bisschen Nostalgie.

Eines ist sicher: der wahre Punk-Geist kann überall gefunden werden, nur dort nicht, wo die Musik noch immer klingt wie bei den Ramones und der Haarschnitt noch immer Augen aussticht wie der von Johnny Rotten. «Punk» heisst Abenteuergeist, Experimentierwillen, Konsequenz, Mut zum Fehlschlag, Verweigerung vom Weg des geringsten Widerstandes. Alle, die meinen, sie könnten diese Qualitäten heute mittels Zwei-Akkord-Songs, Polit-Phrasen und grünen Haaren umzingeln, sind einem traurigen Fehlurteil oder aber einer zasterriechenden Plattenfirma auf den Leim gekrochen – sie sind das heutige Pendant von Rick Wakeman.

Hanspeter Künzler


Aktuelles Album: Iggy & The Stooges, «The Weirdness» (EMI)