Begegnet bin ich Hal Willner zuerst durch Zufall anfangs der 80-er Jahre. An der Wand im Zürcher Musikaliengeschäft hing eine Schallplatte namens «Amarcord Nino Rota» mit einem Szenenbild aus einem Fellini-Film. Was ich ungehört als Originalmusik von Nino Rota kaufte, war in Wahrheit eine Interpretation. Jazzerinnen und Jazzer – Bill Frisell, die Gebrüder Brecker, Carla Bley – spielten traumhafte, jazzig angehauchte Versionen der unsterblichen Filmscores von Nino Rota. Produzent und Organisator des Werkes war ein gewisser Hal Willner, der mir unbekannt war.
In den folgenden Jahren – mittlerweile war ich Musikjournalist geworden – fielen immer mehr Werke auf, auf denen sein Name stand. Sie mussten auffallen, denn Willner tat etwas, was kaum jemand tat: Er wagte etwas, auf musikalisch hohem Niveau. Willners Grundidee war simpel, in der Durchführung aber hoch komplex. Er nahm die alte Idee des Songbooks wieder auf, eines Albums, das dem Werk eines Autors oder einer Interpretin gewidmet ist. Nur sorgte Willner immer wieder für unerwartete Paarungen: er liess den Soft-Pop-Rocker Peter Frampton auf ein Stück des Jazz-Pianisten Thelonious Monk los, er setzte Sting auf Kurt Weill an, und liess Tom Waits mit den sieben Zwergen aus Disneys Trickfilm ins Bergwerk steigen.
Unerwartet war das, unerhört sogar. Es schien, als gingen Willner die Ideen nie aus; vor allem schien er ein privates Adressbuch in der Dicke des Tokyoter Telefonbuchs zu haben. Keith Richards, Elvis Costello, Los Lobos, Ringo Starr, Michael Stipe, Leonard