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das kulturelle überformat
Nr. 3 / 27. März 2007
#Interview Ralf Plaschke
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dossier: Blog
Interview Ralf Plaschke

Wie hat man sich denn den klassischen privaten Blogger oder Freundschaftsseitenfreund vorzustellen? Sind das Leute, die sich nicht mehr in die Kneipe trauen? Haben die überhaupt noch Zeit?

Man muss doch einfach sehen, wieviele Fotos, Gedichte, Texte oder sonst etwas immer schon von Leuten produziert wurden, die nie das Licht der Öffentlichkeit gesehen haben und jetzt allen zugänglich sind – ob die Öffentlichkeit diese dann annehmen wird, ist eine andere Frage. Ich glaube, man hat es da ganz einfach mit der ganz normalen, ständigen Veränderung des Freizeitverhaltens zu tun. Man kann das natürlich für Zeitverschwendung halten. Aber das gilt doch vermutlich für die meisten Freizeitbeschäftigungen. Für die klassischen Medien wiederum ist das natürlich wichtig. Die haben bisher immer recht gelassen auf ihren Medienvorteil – ich kann bewegte Bilder oder Ton abspielen – hingewiesen, was mit der Breitbandtechnologie hinfällig geworden ist. Weshalb sich die neuen Medien nun eben doch auf Kosten der herkömmlichen entwickeln.

Was bedeutet das denn für den Informationsbegriff, wenn die öffentliche Kontrolle und herkömmliche Hierarchie wegfällt und vom isolierten Spinner bis zur grössten Tageszeitung alles gleichberechtigt nebeneinander steht?

(lacht) Man könnte sich zunächst mal fragen, ob der Kontrollverlust bedauerlich ist. Ich persönlich finde es gut, dass da keiner mehr die Kontrolle hat. Für mich ist das vor allem eine Frage der Kompetenz im Umgang. Und natürlich gibt es immer Leute, die leichtgläubiger und verführbarer sind als andere.

Mittlerweile werden gewisse Portale für Unsummen verkauft. Ich frage mich als Aussenstehender: Woher kommt das Geld? Sind die Dollars real oder – man kennt das schon  – platzt das alles wieder ganz böse?

Na ja. «Myspace» wurde für ungefähr 560 Millionen Dollars an Robert Murdoch verkauft. Da haben sich alle gewundert. Nicht viel später haben sie einen Vertrag mit Google gemacht, der ihnen über drei Jahre jeweils 300 Millionen garantiert. Das deckt noch nicht den ganzen Kaufpreis, weil das System sicher hohe Betriebskosten hat, aber die Perspektive stimmt. Und Google wiederum ist eine hoch profitable Werbeplattform, die sich mit dem Kauf von «Youtube» potenzielle Konkurrenz auf dem Werbemarkt vom Hals gehalten hat.

Was dann das Monopolproblem aufwirft.

Ich sehe das schon als Gefahr. So wie Microsoft als quasi monopolistisches Unternehmen eben auch negative Dinge (grinst) mit sich bringt und auch von den Kartellbehörden der EU in manchen Dingen