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das kulturelle überformat
Nr. 3 / 27. März 2007
#Bücher über Bücher Teil 3
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literatur
Bücher über Bücher Teil 3

Bibliotheken haben etwas Grossartiges, Würdiges an sich. So zumindest stellt man sie sich vor. Meterhohe in dunklem Holz gehaltene Bücherwände mit in Leinen gebundener Literatur, Ledersessel, Cognac-Schwenker und Leselampe – eine Samtburg und ein Rückzugsort für die intellektuell hungrige Seele.

Die Bibliothek des im Jahr 2000 verstorbenen österreichischen Schriftstellers H. C. Artmann wurde zusammen mit seinem literarischen Nachlass von der Stadt Wien erworben und diese zeigt nun dessen literarische Sammlung unter dem Titel «Wann ordnest Du Deine Bücher?» in der Wienbibliothek im Rathaus. Die Frage ist berechtigt, denn Artmanns Bibliothek hat so gar nichts mit der oben geschilderten Vorstellung zu tun. Im Gegenteil. Der Umgang mit seinen Büchern könnte den einen oder anderen Bibliophilen erschrocken nach Luft schnappen lassen.

Zum einen hortete der gierige und wissensdurstige Sammler nicht nur sogenannte Hochliteratur, dafür waren seine Interessen zu vielfältig. In seinen Bücherreihen, deren Unordnung beinahe System war, fanden sich Sprachführer aus allen Herren Länder. Norwegische Grammatik, Bücher über das Pflanzenreich, gälische Lyrik und Werke spanischer Surrealisten mischten sich da mit Vampir-Romanen, Krimis und Comics.