Gun Club / © Cooking Vinyl

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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#Legendäre Alben wiedergehört: Gun Club: «Death Party» (1983)
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musik
Legendäre Alben wiedergehört: Gun Club: «Death Party» (1983)

In den von steifem Synthipop geprägten achtziger Jahren hatte Jeffrey Lee Pierce mit diesem Sound noch einen schweren Stand. Er selbst hatte jedoch keine stilistischen Scheuklappen: Er war Fanklub-Präsident der New-Wave-Band Blondie, soll wegen Debbie Harry sogar seine Haare blondiert haben. Und es war Chris Stein, der Gitarrist von Blondie, der diese EP für seine Plattenfirma Animal Records produzierte (neben Iggie Pop etwa). Der an die Stooges erinnernde Noise- Sound ist stark vom Gitarristen Jim Duckworth (Alex Chilton und Tav Falco) geprägt.

Entsprechend lärmig und punkig gehetzt klang auch das Zürcher Konzert. Jeffrey Lee Pierce schwankte zwischen Passagen, wo er sich scheinbar von der irdischen Schwere befreien konnte, und gequälten Momenten des Zusammenbruchs, auch musikalisch. Er und seine Band schienen einige Songs kaum zum Leben erwecken zu können, so sperrig und zähflüssig klangen sie stellenweise; später beeindruckten sie umso mehr mit überbordender Vitalität und sehr grossen Spannungsbögen. Trotz den wuchtig gespielten Bluesrock-Riffs wirkten die Songs flüchtig. Jeffrey Lee Pierce schien durch die karge Weiten seiner Einsamkeit zu reiten, getrieben von unstillbarer Sehnsucht, trotzigem Aufbegehren und purer Verzweiflung, weshalb auch die damalige Stilbeschreibung Psychobilly passend war. Sein Genie und seine Dämonen seien ständig zusammengestossen, meinte Henry Rollins über den bewunderten Freund und Kollegen, der im Exzess lebte und 1996 im Alter von 37 Jahren an den Folgen eines Hirnschlags starb.