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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#Interview mit Peter Gabriel
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musik
Interview mit Peter Gabriel

Filesharing-Kultur stelle eine grosse Gefahr für die Musikszene dar. Andererseits sind Sie ja eben selber bei solchen Downloading- Plattformen beteiligt und überhaupt ein reger Verfechter der Internettechnologie.

Ich halte die Downloading-Kultur insofern für gefährlich, als die Schöpfer von Musik immer weniger dazu im Stande sind, sich ihren Lebensunterhalt mit kreativer Arbeit zu verdienen. Das ist nicht nur mit der Musik so, sondern auch in der Literatur und im Film und überhaupt. Gewisse Anarchisten sind der Meinung, dass alle künstlerische Arbeit gratis sein sollte. In dem Fall, so würde ich kontern, müsste alle Arbeit gratis sein! Warum sollen ausgerechnet die kreativen Menschen von der Möglichkeit ausgeschlossen werden, Geld zu verdienen? Für etablierte Künstler wie mich ist das kein Problem. Uns geht es eh gut. Für junge Künstler oder Aussenseiter ist es schwieriger. Ich sehe das bei unserem Label Real World. Einige von unseren Künstlern haben früher sechzig bis siebzig Prozent ihres Lebensunterhaltes aus Platten- und CD- Verkäufen bezogen. Aber die Läden, die früher World Music-CDs verkauft haben, verkaufen jetzt Handys. Das Leben geht weiter. Damit habe ich kein Problem. Gratis- Downloads werden nie mehr verschwinden. Trotzdem will ich mich dafür einsetzen, dass wir Wege finden, wie wir etwas mehr Geld in die Taschen der Künstler zurückfliessen lassen

können. Ich befürchte, dass die Zahl von Menschen, die es sich noch leisten können, neue Musik zu kreieren, drastisch schrumpfen wird, wenn uns dies nicht gelingt. Dadurch werden uns viele tolle Werke verloren gehen.



Peter Gabriel, «Scratch My Back» (Real World / EMI)

Zeitgleich mit «Scratch My Back» hat Real World Records das vor zwei Jahren erschienene Album «Big Blue Ball» neu lanciert. Dieses Album enthält die Destillate aus zahllosen Aufnahmesessions in Gabriels Real World-Studio in der Nähe von Bath. Künstler aus der ganzen Welt, Vertreter der verschiedensten Stilrichtungen, nahmen daran Teil. Zu den Mitwirkenden des erstaunlich organisch und überaus vital wirkenden Albums gehören nebst Peter Gabriel Musiker wie Papa Wemba, Natacha Atlas, Billy Cobham, Joseph Arthur, Joji Hirota und Arona N’Diaye.


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