Tim Burton, «Untitled (The Melancholy
Death of Oyster Boy and Other Stories)»
1982–1984. Pen and ink, marker, and
colored pencil on paper, 25.4 x 22.9 cm.
Private Collection. / © 2009 Tim Burton
Retrospektive seines zeichnerischen Werks im New Yorker MoMA schreibt (siehe Beitrag in diesem Dossier), sah er in seiner Jugend auch nie ein Museum von innen. In Burbank sind zwar die Walt Disney Studios angesiedelt, aber klassische kulturelle Institutionen gab es da nicht. Burton floh in eine Welt, die nicht nur anders war, sondern ihm auch Antworten über seine Befindlichkeit liefern konnte: TV-Serien, Comics, Gruselfilme und Science Fiction-Abenteuer. Und weil er sich verbal nur schlecht verständlich machen konnte, begann er zu zeichnen.
Zum Glück kümmerte sich zu dieser Zeit kaum einer um ihn. Anhand seiner Zeichnungen wäre unter normalen Umständen ein psychiatrisches Gutachten nicht mehr weit gewesen. Seine kleinen niedlichen Puppen hatten Nägel in den Augen oder waren zusammengesetzt als wären sie Frankensteins Labor entwichen. Als er nach der Kunstschule einen Job als Zeichner bei Disney fand, hätte er nichts anderes tun sollen, als niedliche Füchse zu zeichnen. Doch gemäss seiner eigenen Aussagen, sahen sie alle aus, «als hätte sie ein Auto überfahren».
Doch in dieser kommerziell ausgerichteten Umgebung wurde auch sein Talent erkannt. Man sah, dass da einer seinen künstlerischen Tummelplatz an der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsenenwelt gefunden hatte. Die Traumata, die er in seinen Bildern verarbeitete, hatten erstaunlicherweise nichts Dekonstruktives an sich. Trotz ihrer Verstümmelungen und Gebrechen strahlen Burtons Figuren eine Wärme und eine Herzlichkeit aus. Alle sind sie Aussenseiter,