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das kulturelle überformat
Nr. 21 / 9. Februar 2009
#Interview mit Robyn Hitchcock
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musik
Interview mit Robyn Hitchcock

Ihre Musik hat immer wieder psychedelische Anklänge gezeigt. Welche Rolle haben Drogen in der Entwicklung Ihrer Muse gespielt?

Alkohol war für mich ein viel grösserer Faktor. Klar, als Teenager habe ich Pot geraucht. Jeder tut das. Sogar Politiker müssen heute nicht mehr behaupten, sie hätten damals nicht inhaliert. Nun, schon als kleiner Bub haben mich die Bilder von Bosch, Dali, Bruegel und Magritte fasziniert. So etwas passt einfach in die Phantasie von kleinen Buben. Und ich las H.G. Wells und J.G. Ballard. So war ich mit dieser Art von Sehen bekannt, lange bevor ich Acid probiert hätte. Später dann, bei den wenigen Gelegenheiten, wo ich Acid zu mir nahm, schien mir bald jede Kreativität sinnlos. Warum noch Musik machen oder Malen oder Schreiben? Du kannst eh nicht konkurrieren mit Deiner Innenwelt. Und diese Einsicht wiederum war so etwas wie eine Attacke auf mein Ego. Da hab ich es lieber gelassen. Haben Sie Drogen genommen?

Manchmal.

Und haben Sie dazu Musik gehört?

Bevorzugterweise The Incredible String Band.


Ach, wirklich! Die habe ich einmal erlebt, als ich Meskalin genommen hatte, und das hat mir

sehr gut gefallen. Aber ich hatte die Musik schon vorher geschätzt, ohne dass ich etwas zu mir genommen hätte, und sie hatte mir auch ohne Nachhilfe ein tolles Gefühl vermittelt. Ich ging immer von der Auffassung aus, dass es keine Drogen brauchen sollte, damit man Musik schätzen oder gar machen kann.

Mit Alkohol war das anders für Sie?

Wissen Sie, Grossbritannien ist eine Nation von Schlägertypen und Grossmüttern. Das Land steht seit tausend Jahren unter dem Joch der Klassengesellschaft. Viele Menschen haben sich mit einer Kultur von Ressentiment und Defätismus abgefunden. Die Konsequenz ist die, dass wir uns in allen Sozialschichten betrinken. Andererseits kann ich nicht zuviel sagen zu dem Thema. Ich bin ein Musiker, und Musiker betrinken sich. So weiss ich nicht genau, ob ich mich betrinke, weil ich Musiker oder weil ich Brite bin.

Ein paar Worte zu Ihrem neuen Album – können Sie die Entstehungsgeschichte kurz umschreiben?

«Goodnight Oslo» ist das dritte Album, das ich mit mehr oder weniger den gleichen Leuten aufgenommen habe. Das erste hiess «Olé! Tarantula». Danach habe ich mit diversen Leuten bei mir daheim in Westlondon ein weiteres Album aufgenommen, «Propeller Time». Dahinter stand das Ziel, innert einer