Seither ist – wie erwähnt – viel passiert mit Lily Allen. Sie führte die Talk-Show auf dem dritten Kanal der BBC – und sorgte für verlogenes Boulevard-Entsetzen, als sie leger erklärte, sie sei in ganz jungen Jahren von einem Lehrer bei einem Blowjob erwischt worden. Nebenbei lancierte sie eine «eigene» Kollektion von Kleidern und teilte dem neuen Bürgermeister von London, Boris Johnson, mit, sie helfe ihm gern bei der Bekämpfung von Gewalttätigkeit unter Jugendlichen (Johnson soll das Angebot angenommen haben, aber wie das konkret aussehen wird, ist noch nicht bekannt).
Ausserdem belieferte sie die Medien immer wieder mit fruchtigen Zitaten – ähnlich wie Amy Winehouse scheint sie, wenn sie mal in Fahrt gekommen ist, keinerlei Zurückhaltung mehr zu kennen. Was sie bald ebenfalls mit Winehouse verband, war ein fulminantes Liebesleben. Ihre Beziehung mit dem fünfzehn Jahre älteren Ed Simons, einer Hälfte der Chemical Brothers, der bis dahin seliger Familienvater gewesen war, trug ihr den Ruf der Männerkillerin ein, wogte über Monate hinweg auf und ab wie ein nervöser Pazifik, und ging schliesslich kurz nach einer Fehlgeburt von Allen sehr publik zu Ende. Winehouse und Allen lösten sich mit ihren Geschichten in den Klatschspalten ab – in der Tat hatte Winehouse mit Allen nun nicht nur die freche Schnauze gemeinsam, sondern auch den Produzenten Mark Ronson, der bei Allens Debüt-Album noch ein weitgehend unbekannter Aussenseiter war, mit Winehouses Album ein halbes Jahr später aber selber zum Superstar wurde. Vor lauter Rummel um diese It-Girls geriet deren Musik immer mehr zur Nebensache. In der Tat hat sich Allen ungewöhnlich lang Zeit genommen, ihrem Erstling mit «It’s Not Me, It’s You» einen Nachfolger nachzuschicken. Probleme im Studio, hiess es. Dann «andere» Probleme. Dann Probleme mit dem Veröffentlichungstermin. Derweil beschwerte sich Allen über das neue geschäftliche Klima bei ihrer Plattenfirma EMI: jetzt, wo sie der Firma ein bisschen Geld eingebracht habe, werde sie plötzlich in noch billigeren Hotels abgesetzt, wetterte sie.