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das kulturelle überformat
Nr. 21 / 9. Februar 2009
#Interview mit Guy Pratt
  7/7
musik
Interview mit Guy Pratt

Ich kann nicht von einer Szene vergessen werden, der ich nie richtig angehört habe. Ich habe zwar eine ziemlich illustre Vita, wenn man sich die Liste der Künstler anschaut, mit denen ich gespielt habe. Aber Sie müssen wissen, dass das eben nur Sessions waren, bei denen ich vielleicht eine Stunde im Studio war und dann nichts mehr mit dem Projekt zu tun hatte. Ich habe mir sogar ein Spiel daraus gemacht, meine Parts in Rekordzeit abzuliefern. Für «Murder On The Dancefloor» von Sophie Ellis-Bextor habe ich gerade mal 17 Minuten gebraucht, und auf diese Leistung bin ich besonders stolz – auf die Basslinie übrigens auch. Ich habe also eine ziemlich sporadische Karriere mit langen Phasen gehabt, in denen so gut wie gar nichts ging.

Und sind für Ihre Mühe ja auch nicht immer bezahlt worden.


Vor ein paar Jahren war ich eine Woche lang mit den Black Crowes in einem New Yorker Übungsraum eingekerkert, um neue Schlagzeuger zu testen. Ich hatte damit gerechnet, danach mit der Band auf Tournee zu gehen, aber aus der grossen Wiedervereinigung ist doch nichts geworden, und für meine Zeit in New York bin ich auch nicht bezahlt worden. Aber ich mag es eigentlich nicht, über ausstehende Gagen zu klagen, das ist eine Krankheit unter Studiomusikern. Bei Michael Jackson ist das ein bisschen anders. Für meine Arbeit an

seinem «Earth Song» habe ich 1995 keinen roten Rappen gekriegt, aber weil ich damals illegal in den USA gearbeitet habe, konnte ich das Geld schwerlich einfordern. Gleichzeitig hat es mir immer eine grosse Genugtuung bereitet, anderen Leuten erzählen zu können, dass der grösste Star der Welt meiner Wenigkeit noch Geld schuldet.

















Guy Pratt
My Bass And Other Animals,
Orion Publishing London, 2008,
304 Seiten. Paperback. £ 7,99

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