Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 21 / 9. Februar 2009
#Interview mit Guy Pratt
  6/7
musik
Interview mit Guy Pratt

Grossen und Ganzen haben Musiker wirklich viel Humor, darum war es für mich auch kein grosser Schritt von Musik zu Comedy. Als Musiker braucht man einen gewissen Galgenhumor, um sich über das wilde Wechselbad aus Höhenflügen und Tiefschlägen hinwegzuhelfen. Und das Musikerleben ist auch ziemlich absurd. Man macht die unmöglichsten Sachen und darf sich auch als 40-Jähriger noch wie ein Kind aufführen. So etwas gibt es in keiner anderen Branche.

Humor und Musik haben beide mit Kommunikation zu tun. Wo keine Kommunikation ist, kann wohl auch keine Musik entstehen.

Das hat was. Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum Techno-Produzenten in der Regel langweilige Menschen sind. Die sitzen allein im stillen Kämmerchen, machen dort ihre Musik und geben die dann an irgendwelche DJs weiter, die ja auch Einzelkämpfer ohne viel Kontakt mit anderen Menschen sind.

Können Sie heute von der Comedy leben?

Mir hat natürlich geholfen, dass ich über die Jahre Musik fürs Fernsehen gemacht und auch an einigen Hits mitgeschrieben habe. Am besten verdient man aber mit Fussballliedern. «Vindaloo», das ich mit dem Komiker Keith Allen und Alex James von Blur geschrieben

habe, wird bei jedem Fussballturnier neu ausgerollt und in Werbekampagnen verwendet. Nur schade, dass ich diese Einnahmequelle nicht schon viel früher entdeckt habe. Aber wirklich gut habe ich in den letzten Jahren nicht verdient. Die Comedy-Show finde ich einfach sehr aufregend, weil die Auftritte mich an meine Anfänge erinnern, als ich mit meinen ersten Bands durch die kleinen Clubs tingelte, meinen Verstärker selber schleppen musste und nie wusste, wie das Publikum sein würde. Und aus der Show ist dann auch mein Buch hervorgegangen, das ja ziemlich erfolgreich ist.

Jetzt, da die Studiojobs rar geworden sind, gehen Sie wieder mehr auf Tournee?


Ich mache einfach das, was kommt. Ich habe da keine grossen Pläne. Und ich bin ja auch nicht so erpicht darauf, auf Tournee zu sein, weil ich ja Familie habe. Gleichzeitig hat meine Frau mir mal zu verstehen gegeben, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass ich so viel herumhängen würde, als sie mich geheiratet hat. Ironischerweise heuern die Musiker, über die ich mich in meiner Show lustig mache, mich wieder vermehrt an. In den letzten Jahren war ich wieder viel unterwegs, 2006 mit David Gilmour, 2007 mit Bryan Ferry. Fürs Erste habe ich also genug getourt.

Es gibt ja aber die Gefahr, von der Sessionszene vergessen zu werden, wenn man monatelang auf Tournee ist.