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das kulturelle überformat
Nr. 21 / 9. Februar 2009
#Interview mit Guy Pratt
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musik
Interview mit Guy Pratt

schon Profimusiker werden will, sollte man gleich ein klassisches Musikstudium an einem Konservatorium absolvieren.

Die Krise in der Musikbranche hat die Erfolgschancen junger Künstler sicher noch weiter geschmälert.


In London haben wir eine paradoxe Situation. An jeder Strassenecke kriegt man phantastische Musiker zu hören und zu sehen, aber es gibt kaum noch Konzertlokale, wo neue Talente vor Publikum auftreten können. Und die Künstler sind auch nicht die einzigen, die unter der Krise leiden. Viele Toningenieure lassen sich zurzeit zu Handwerkern umschulen. Auf dem Bau ist das Geld gleich schlecht wie im Studio, aber als Handwerker haben die Leute wenigstens Arbeit.

Mit all diesen Krisen: wie ist es um die Zukunft der Rockmusik bestellt?

Nicht gut, und das stört mich nicht mal. Die Musik wiederholt sich nur noch, und ich kenne keine andere Kunstform, in der derart viel Recycling geduldet wird. Stellen Sie sich einmal vor, ich würde ihnen von einem neuen impressionistischen Maler erzählen, da würden Sie nur gähnen, weil der Impressionismus schon lange durch ist. Bei  der Musik ist das anders. Die einzige Szene, in der noch Interessantes entsteht, ist die Black Music in den USA. Ich mag zwar nicht, in welche Richtung sie zurzeit geht, aber

wenigstens entwickelt sie sich noch weiter – so etwas wie eine schwarze Variante von Oasis wird es dort nie geben. Mir ist der Rock’n’Roll halt zu vorhersehbar und zu kommerziell geworden, er findet nicht mehr draussen vor den Schultoren statt, heute kann man ihn sogar studieren. Darum wäre Rockmusik auch das letzte, wofür ich mich begeistern würde, wäre ich heute ein Teenager. Klassische Avantgarde-Konzerte oder Schachturniere haben doch viel mehr Alternative-Appeal als das ganze verknöcherte Musikgeschäft.

Ist der schwindende Appeal mit ein Grund, warum Sie seit einigen Jahren mit einer eigenen Comedy-Show unterwegs sind?

Ich bin nicht einer dieser Mischler, der mit der Visitenkarte in der Hand immer auf der Jagd nach neuen Jobs ist. Ich hatte einfach immer das Glück, von Musikern angeheuert zu werden, die mich selber interessiert haben. Aber vor ein paar Jahren glaubte ich tatsächlich, meinen Lebensunterhalt nicht mehr als Musiker bestreiten zu können, also habe ich mich der Comedy gewidmet und meine vielen Erfahrungen im Musikgeschäft zu Sketches und Anekdoten verarbeitet.

Sie haben mal gesagt, dass Musiker, die keinen Humor haben, auch keine gute Musik hinkriegen. Woran liegt das?

Dabei kenne ich einige Sänger, die keine besonders lustigen Menschen sind. Aber im