Guy Pratt / Foto: © Steve Ullathorne

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das kulturelle überformat
Nr. 21 / 9. Februar 2009
#Interview mit Guy Pratt
  4/7
musik
Interview mit Guy Pratt

Das hört man beispielsweise an dem neuen James-Bond-Song von Jack White und Alicia Keys, der «A View To A Kill» von Duran Duran schlicht nicht das Wasser reichen kann. Zugegeben, ich komme aus  den achtziger Jahren, als epische Klanglandschaften die Regel waren, aber heute gibt man sich mit einer gar schmalen Soundpalette zufrieden – und verkauft diese Fantasielosigkeit dann als Authentizität. Aber was bedeutet eigentlich authentisch? Retro-Sängerinnen wie Duffy geben mir das Gefühl, die Kuba-Krise sei noch in vollem Gang. Das kann’s doch nicht sein, dass wir heute Popmusik hören, wie sie zur Zeit des Kalten Kriegs angesagt war.

Wie sieht es bei den Musikern aus? Hat die digitale Aufnahmetechnik zu tieferen Standards geführt, wie viele Veteranen behaupten?

Natürlich gibt es immer noch tolle Musiker. Gleichzeitig treibt mich die Akademisierung des Rock’n’Roll zur Weissglut. Ich werde oft von Popakademien angefragt, ob ich bei ihnen eine Meisterklasse geben könnte, aber wenn ich in ein Klassenzimmer komme, in dem zwanzig Schüler Metallica ab Blatt spielen, geht mir der Laden runter. Wenn man eine Schule besuchen muss, um Rock’n’Roll spielen zu lernen, dann muss man schon eine richtige Nulpe sein. Dazu kommt, dass die Chance, nach dieser Ausbildung eine Karriere zu haben, verschwindend klein ist. Wenn man