John Malkovich (Reverend Gustav Briegleb)
und Angelina Jolie (Christine Collins) / Foto:
Tony Rivetti, Jr.,© 2008 Universal Studios.
All Rights reserved.
Die politischen Institutionen waren damals in Los Angeles völlig korrumpiert. Christine Walters, die es als alleinerziehende Mutter bereits in ihrer Firma zu einer Position geschafft hat, die zuvor nur Männern vorbehalten war, macht sich in dieser von Gleichberechtigung weit entfernten Welt auf, ihren Jungen wiederzufinden. Die Polizei präsentiert ihr denn auch fünf Monate nach dem Verschwinden des Sohnes einen Jungen, der offensichtlich ein anderer ist. Doch die Übergabe findet mit eingeladener Presse statt und Christine kommt der Bitte nach wenigstens einmal für die zahlreichen Fotografen zu lächeln. Damit ist dem Bürgermeister und dem Polizeichef durch die erfolgreiche «Wiedervereinigung» die Wiederwahl sicher. Als Christine danach weiterhin darauf beharrt, sie hätte den falschen Jungen, gerät sie immer dichter in den von Machterhaltung getriebenen politischen Apparat hinein. Die Folge: öffentliche Denunzierung und Einweisung in die Psychiatrie.
Dieser Kampf einer emanzipierten Frau gegen die korrupten Institutionen ist in allen Belangen ein typischer Eastwood. Vordergründig als ein Thriller angelegt, in schlichten, zurückhaltenden Bildern inszeniert, offenbart er im Hintergrund einen gesellschaftlichen Kommentar, den der Regisseur pointiert im US-Wahljahr deponiert. Die starke weibliche Rolle ist zudem auch ein Markenzeichen Eastwoods, das er seit seinem Erstling «Play Misty For me» (1971) konsequent verfolgt hat. Selbst in «Sudden Impact», seinem eigenen Beitrag zur «Dirty Harry»-Serie konterte er den von ihm verkörperten Macho bewusst mit starken Frauenrollen.