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das kulturelle überformat
Nr. 11 / 5. Februar 2008
#Interview mit Lenny Kravitz
  6/8
musik
Interview mit Lenny Kravitz

Eltern oder Grosseltern man hat. In unserer Gesellschaft benötigt man eine Lizenz zum Autofahren, aber Eltern können alle sein. Deshalb werden erzieherische Fehler so oft über Generationen weitergeführt…

Genau. Deshalb muss man irgendwo ansetzen und diese Kette sprengen. Da behandelt ein Vater sein Kind ungerecht, nur weil sein Vater auch ihn ungerecht behandelt hat. Da werden Missstände unentwegt auf die nächste Generation übertragen. Da braucht es dann irgendwann jemand, der zur Einsicht gelangt, dass man so einfach nicht mehr vorwärtskommt.

Aber da kommt wieder die Macht des Musikers ins Spiel. Wenn Dich die Eltern nicht verstehen, zieht man sich ins eigene Zimmer zurück und hört Musik seines Idols. Und vielleicht können dann Songtexte dazu beitragen, dass diese negative Kette gesprengt wird.

Das kann gut sein. Aber wie bereits erwähnt: In erster Linie mache ich die Platte für mich. Ich teile mich mit und gleichzeitig spreche ich ja auch zu mir. Manchmal lerne ich dann von mir selbst. Gerade kürzlich habe ich mir gesagt: Du hast den Song «Bring It On» geschrieben. Hör Dir mal an, was Du da singst. Dass ich mich nicht unterkriegen lassen soll, dass man nicht aufgeben soll. Da hör ich mir dann selbst zu und befolge dann meine eigenen Anweisungen. Und wenn eine andere Person

kommt und einem erzählt, dieser oder jener Song habe ihm in einer bestimmten Situation geholfen, dann ist dies ein wundervolles Geschenk für einen Musiker.

Sie hören Ihrer eigenen Musik zu. So, als ob es ein anderer geschrieben hätte?


Natürlich ist es mein eigener Song. Aber es ist schon so: die Songs fallen einem zu.

Sie sind alleine im Studio und plötzlich geschieht etwas.


Ja. Plötzlich wird man sich gewahr, jetzt passiert was. Und das ist ein grossartiger Moment. Wow, ich hör da was – und dann beginnt man damit zu arbeiten und es entwickelt sich.

Sie sind ja bekannt dafür, dass Sie sich völlig alleine für Monate im Studio einschliessen.


Oh ja, das liebe ich.

Sie spielen mit wenigen Ausnahmen alle Instrumente selber. Andere Musiker schwärmen dagegen vom kreativen Austausch mit anderen.


Ich habe immer so gearbeitet. Ich kenne nichts anderes. Ich spiele den einen Part des Songs ein, und wechsle dann die Position. Ich tausche mich gewissermassen mit mir selber aus. Jedes Instrument symbolisiert durch