Wenn sich unsereins nötige Ruhe gönnen will, dann verziehen wir uns einfach hinaus aufs Land für einen Tag. Dorthin, wo es sich am klarsten denken lässt. Prominente haben es da schon schwieriger. Und für einen wie Lenny Kravitz, der während seiner kreativen Arbeit nichts mehr als die Einsamkeit schätzt, gibt es auch abseits des Urbanen kaum Möglichkeiten des Ungestörtseins.
Also, schafft man sich den Ort der völligen Abschottung selber. Im Falle des 44-jährigen New Yorkers ist dies Miami. Die Stadt der Reichen und Schönen ist dabei bloss strategisch am günstigsten gelegen. Nahe bei den Bahamas, wo der Musiker noch eine völlig einfache, aber fernab von Menschen gelegene Holzhütte besitzt, und dem Big Apple im Norden, seiner eigentlichen Heimat.
Wer die Erlaubnis erhält, sich in dieses Villenviertel unter der feucht-tropischen Florida-Sonne zu begeben, entdeckt den Individualisten bereits im architektonischen Statement. Zwischen mächtigen in südstaatlicher Tradition stehenden Gebäuden, steht da ein simpler Betonbau mit Flachdach. Hier wird aussen nicht mit Geld geprotzt wie bei den Nachbarn. Und Kravitz singt denn im Song «Love Love Love» seiner neuen Platte auch von der Wertlosigkeit eines materiellen Lebens.
Der Besuch in Miami datiert aus dem Jahre 2001. Doch verändert hat sich bis heute nichts. Noch immer betritt man das Haus durch eine metallene Röhre, in der man sich wie in Stanley Kubricks «2001» fühlt, bevor man den Trakt erreicht, in dem Austin Powers ein Aufschrei der Entzückung über die Lippen käme. Kravitz hat das ganze Haus inklusive der Möbel selber entworfen. Eine gigantische Sitzlandschaft in Orange, ein Plüschteppich, durch den man knöcheltief watet, reflektierende Säulen und Wände aus Metall. Damals schmunzelte der Besitzer ob des erstaunten Blicks des Besuchers und meinte: «Zuerst rümpfen alle die Nase. Danach allerdings wird ihnen klar, wie komfortabel dieser Raum ist.»