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das kulturelle überformat
Nr. 11 / 5. Februar 2008
#Interview mit Henry Rollins
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musik
Interview mit Henry Rollins

Zu guter Letzt möchte ich Sie mit einer These konfrontieren. David Thomas, Sänger der Gruppe Pere Ubu hat neulich behauptet, amerikanische Bands wären denen aus anderen Ländern immer überlegen, weil Rock halt eine uramerikanische Ausdrucksform sei. Was meinen Sie?

Ich bin da anderer Meinung. Amerikaner wie Howlin’ Wolf, die Stooges, die New York Dolls und die Heartbreakers haben vielleicht vorgeführt, wie man eine Gitarre in die Hand nimmt und so den Stein ins Rollen gebracht, aber die Musiker aus anderen Ländern wussten auch immer etwas Grandioses aus diesen Blaupausen heraus zu entwickeln. Sie können mir doch nicht erzählen, dass Led Zeppelin von Rockmusik nichts verstehen, oder dass Eric Clapton und John McLaughlin keine Virtuosen sind, und da wären ja noch einige Platten von King Crimson, die auch nicht übel sind. Sie wissen sicher, dass ich eine wöchentliche Radioshow habe, und die steckt nicht umsonst voller Platten von englischen Bands.

Und nicht bloss von denen. In einer Ihrer letzten Sendungen waren ja auch die Krautrock-Veteranen von Amon Düül zu hören. Was begeistert Sie denn an dieser Musik?

Ihre schiere Innovationskraft: man fragt sich wirklich, wie diese Leute auf ihre Ideen gekommen sind. Heute klingen die Platten von

Guru Guru, Amon Düül oder Ash Ra Tempel ziemlich hip und cool, aber wenn man bedenkt, dass diese Musik Ende der Sechziger beziehungsweise Anfang der Siebziger entstanden ist, wird die Bewunderung für diese Bands noch viel grösser. Diese Leute haben sich die unterschiedlichsten Quellen und Erfahrungen zur Inspiration genommen und dabei die Grenzen gesprengt, was mit Musik überhaupt möglich ist. Dem spirituellen Aspekt des Krautrock kann ich zwar wenig abgewinnen, aber wenn ich diese Musik höre, werde ich für neue Impulse offen. Und das ist das Beste, was Musik bewirken kann: einen auf neue Ideen bringen. Aber ich muss zugeben, dass ich sowieso eine Schwäche für deutsche Musik habe. Und damit meine ich nicht bloss Richard Wagner, Faust oder Einstürzende Neubauten. Ich kann sogar etwas mit den frühen Platten der Scorpions anfangen.

 


Alle Fotos: © Alison Dyer

 


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