Einerseits ist Henry Rollins der Traum eines jeden Interviewers, weil der 46-jährige US-Amerikaner wie ein Buch redet, und das auch noch mit dem Timing eines geübten Komikers und der Autorität eines nimmermüden Globetrotters. Andererseits ist es ungemein frustrierend, seine Ausstösse dann auf Deutsch zu übersetzen, weil nur ein Teil von Rollins’ rhetorischer Brillanz den Transfer überlebt. Darum ist es besser, den einstigen Frontmann der einflussreichen Punk-Band Black Flag live zu erleben. Und das geht in letzter Zeit fast ausschliesslich bei Spoken-Word-Auftritten: von der Musik hat sich Rollins weitgehend verabschiedet. Das nicht etwa, weil er nichts mehr mit ihr anfangen kann – der eklektische Mix, den er jede Woche in seiner Radiosendung «Harmony In My Head» spielt, ist dafür der Beweis – sondern, weil Rollins sich immer neuen Herausforderungen stellen möchte. Ewig das immer gleiche Rock-Ding durchziehen mag er nicht.
Henry Rollins, Sie waren just in der Zeit in Pakistan, als Benazir Bhutto ermordet wurde. Was hat Sie denn ursprünglich nach Pakistan geführt?
Für mich war das so etwas wie eine Studienreise, weil ich ja immer auf der Suche nach neuem Stoff für meine Bücher und meine Spoken-Word-Shows bin. Und Stoff habe ich auch reichlich gekriegt. Nach dem Attentat auf Benazir Bhutto habe ich gesehen, wie das ganze Land in Trauer versunken ist und erwachsene Männer auf offener Strasse geweint haben. Einige von ihnen haben mich angehalten, George W. Bush von seiner bisherigen Gönnerpolitik gegenüber dem Musharraf-Regime abzubringen. Ich musste ihnen leider sagen, dass Bush noch nie auf mich gehört hat.