Booker-Preis nominiert. Aber tatsächlich: zwischen Kunst, Musik und Literatur gibt es hier einen regen Austausch, weil sich die einzelnen Akteure nicht schubladisieren lassen wollen und darum auch den Kontakt zu anderen Szenen suchen. Für mich persönlich bedeutet das, dass ich angefragt werde, Ausstellungskataloge für schottische Künstler zu schreiben, dass ich junge Bands mit Songtexten versorge und auch im Auftrag der Scottish Opera das Libretto für ein neues Werk des Filmkomponisten Craig Armstrong verfassen darf.
Dieser Austausch scheint in Schottland besonders lebendig. Hat das etwas mit dem neuen Selbstbewusstsein im Land zu tun?
Seit 1999 haben wir wieder ein eigenes Parlament, was zu einer Stärkung des schottischen Selbstverständnisses geführt hat. Die Leute haben begonnen, sich zu fragen, womit ihr Land eine eigene Regierung verdient hat und was es überhaupt bedeutet, schottisch zu sein. Sie setzen sich heute viel mehr mit ihrer Geschichte, ihrer Kultur und ihrer Identität auseinander, und diese Fokussierung hat einen positiven Einfluss auf die Kreativindustrie gehabt. In Schottland herrscht eine gewisse Aufbruchstimmung. Viele Musiker und Künstler versuchen diese Atmosphäre in ihrer Arbeit umzusetzen. Es gibt hier viele Bands, wobei die meisten experimentelle oder einfach nur schräge Musik machen. Die neuen U2 oder die neuen Coldplay wird man bei uns nicht finden.
Es fällt auf, dass Sie in Ihren Romanen vor allem Bands aus Glasgow erwähnen. Die Szene in Edinburgh kommt kaum zum Zug.
Das hat damit zu tun, dass Glasgow schon immer die vitalere Musikszene hatte. Was wohl daran liegt, dass die Stadt die bessere Kunsthochschule hat, und wie Sie sicher wissen, waren die Kunsthochschulen schon immer die Brutstätten der Rockmusik in Grossbritannien. Dazu kommt, dass es dort eine bessere Club-Szene gibt. Hier in Edinburgh fehlen die kleinen Lokale, in denen regionale Bands regelmässig auftreten können.
Wenn Sie Ihre Romane schreiben, läuft im Hintergrund immer Musik. Haben die gehörten Stücke einen Einfluss auf den Puls ihrer Prosa?
Ich denke nicht. Früher habe ich mit der Interaktion zwischen Musik und Schreiben experimentiert, indem ich etwas Rasantes wie etwa The Jesus And Mary Chain aufgelegt habe, wenn ich eine Verfolgungsjagd zu Papier bringen wollte. Aber heute höre ich vor allem Instrumentalmusik wie Mogwai, damit die Songtexte mich nicht beim Schreiben stören. Musik ist dann nur eine Klangkulisse, auf die ich überhaupt nicht achte. Die Musik hat also keinerlei Einfluss auf die Art und Weise, wie ich schreibe. Dass meine Bücher dennoch Rhythmus und Tempo haben, liegt eher am Naturell des Kriminalromans, der ja auf