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das kulturelle überformat
Nr. 11 / 5. Februar 2008
#Stephen King & Frank Darabont
  4/7
dossier: Stephen King
Stephen King & Frank Darabont

seiner Geschichten. Sie führen nicht nur oberflächlich den Menschen in gewisse Fallen, sondern sie behandeln fundamental die menschliche Existenz. Und wenn vorhin von Ängsten die Rede war: «The Mist» ist eine Versuchsanordnung, um Menschen, die man in einen Dampfkochtopf gesteckt hat, auf ihre Ängste hin zu untersuchen. Das ist der Grund, weshalb ich diese Geschichte so liebe. Es ist nicht der Nebel draussen, der relevant ist, sondern das Innenleben der Menschen in diesem Supermarkt. Denn nichts macht einen mehr Angst, als das menschliche Verhalten. Bringt Angst uns zusammen oder gehen wir aufeinander los?

Was sind denn Ihre persönlichen Ängste?


FD: Oh (stöhnt). Das 21. Jahrhundert hat bislang nur Ängste in mir ausgelöst. Ich denke, «The Mist» zeigt dies auch. Zu was Menschen in einem Zustand der Furcht fähig sind, da hat sich seit den griechischen Tragödien nichts geändert. Das macht mir Angst.

SK: Bei mir sind es Fahrstühle. Und Autos. Aber grundsätzlich sehe ich es wie Frank. Jede Nacht, wenn ich zu Bett gehe und wieder keiner eine Atombombe gezündet hat, fühle ich eine Mischung aus Dankbarkeit und der blossen Einsicht, dass wir es wieder einen Tag länger geschafft haben. Religiöse Fundamentalisten aller Lager sind überzeugt davon, dass nur sie die Antwort auf alle Fragen haben. Wenn dann zwei solche Lager

aufeinanderkommen, finden wir uns im Wilden Westen wieder.

Viele Autoren beklagen sich darüber, dass Hollywood ihre Geschichten bis zur Unkenntlichkeit verändert. Stephen King, Sie sind einer der meistverfilmten Schriftsteller, haben Sie mit den filmischen Umsetzungen Probleme?

SK: Das ist ja nicht der erste Film, den Frank und ich gemeinsam machen. Was heisst gemeinsam: er macht sie. Ich stehe ihm nur zur Seite. Oh, ich muss Ihnen unbedingt diese Geschichte erzählen. Ich bin am Einkaufen und da kommt diese alte Frau, sie muss etwa 95 gewesen sein, zu mir und sagt: «Ich weiss, wer sie sind. Sie sind dieser Mann, der diese schrecklichen Horror-Geschichten schreibt. Dafür kann ich keinen Respekt aufbringen. Ich mag Filme, bei denen man sich gut fühlen kann wie ‹Shawshank Redemption». Ich sagte: «Danke, den habe ich auch geschrieben.» Worauf sie forsch erwiderte: «Nein, das haben sie nicht.» (lacht) Und lief einfach weg.

Aber abgesehen von der guten Zusammenarbeit mit Frank Darabont. Haben Sie auch andere Erfahrungen gemacht?

SK: Ich war nie frustriert über eine Verfilmung. Mal sind sie schlecht, mal kann man sogar lachen darüber und manchmal weiss man nicht wirklich, was da geschieht. Aber letztlich bleiben die Bücher dadurch unberührt.