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das kulturelle überformat
Nr. 11 / 5. Februar 2008
#Porträt
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dossier: Stephen King
Porträt

Wunder», wie es in einer Widmung heißt –, winters in einer Kleinstadt, sommers in einem Landhaus an einem Waldsee, er hat drei erwachsene Kinder und einen Hund. Vor einigen Jahren wäre er von einem Arbeitslosen seiner Gegend fast zu Tode gefahren worden. Dass er noch lebt, macht mich froh. Ein Gefühl, wie ich es in ähnlicher Durchwachsenheit nur für Bob Dylan aufbringen kann.

Mein langjähriger Lieblingsschreiber heißt Stephen King. Und noch immer muss ich mit Trotteln über ihn streiten. Dabei gäb’s ja selbst in unserem freudlosen Sprachraum schon Leute, die kapiert haben, wie gut King eigentlich ist. Geholfen hat dem Mann aus Maine und seinem Werk natürlich auch die Nachbearbeitung auf dem popkulturellen Feld, vor allem im Kino: Nach Kings drittem Roman, der den Amoklauf eines saufenden Dichters beschreibt, drehte der größte Codierer der Filmhistorie, Stanley Kubrick, mit «The Shining» seinen paradoxerweise sowohl formalsten als auch lebendigsten Film. Andererseits denke man an «Carrie», dieses herrliche Stück Oberstufentrash, das John Travolta und Sissy Spacek mit links zu Halbgöttern machte. Auch das die Verfilmung eines King-Œuvres, seines ersten. Einen wieder anderen Roman Stephen Kings – «Stark» – nannte ein begeisterter Ernst Jandl in einem späten Interview auf die Frage der Tageszeitung «Der Standard», was er gerade lese. Was für eine Sprache, sagte Jandl.

Mit diesem Roman, «Stark», trat King Anfang der neunziger Jahre auch in mein Leben. Als ich diesen neuenglischen Jekyll-Hyde-Remix verschlang und seinem Autor verfiel, war ich selbst an der Arbeit an meinem ersten Roman, der «Krokodilsdame», und neidete dem King bitter, wie er seine Handlungsstränge beisammenhielt. An einem Bahnhof, wie es sich bei King gehört, hatten wir uns getroffen, das Paperback und ich, zwei Tage später war ich durch den Siebenhundertseiter, und dann begann ich zu junken: Ich las «Carrie» und «Christine», «Das Monstrum», den «Friedhof der Kuscheltiere», «Sie» und die drei Teile von «Es», «Feuerkind» und natürlich «The Stand – Das letzte