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das kulturelle überformat
Nr. 11 / 5. Februar 2008
#Jacques Tardi
  4/13
comic
Jacques Tardi

illusorischen Ziele der Revoluzzer. Erst 1972 schlagen sich die Nachwehen von 1968 bei Tardi in Form seines ersten wichtigen Comic-Buches «Aufruhr in der Rouergue» nieder. Und zwar mit geradezu rührender Naivität. Noch schwebte damals die Überzeugung in der Luft, man könne mittels Provokation und Agitation Machtstrukturen knacken und verändern. Tolkiens Zwerge führen hier unter Leitung eines Cohn-Bendit- Klons Businessleute an der Nase herum, junge Revoluzzer wehren sich gemeinsam mit der Natur – in der Form von Gnomen – gegen einen Multikonzern, der eine stillgelegte Kupfermine wieder in Betrieb nehmen will. Die Chefs werden weich geklopft, im letzten Bild sieht man sie als Ziegenhirten durchs Land ziehen.

Flugsaurier, Monster, Klone


Schon in «Der Dämon im Eis» (1974), seinem nächsten wichtigen Werk, wandelt sich Tardis Altruismus in jenen Sarkasmus, welcher fortan einen grossen Teil seines Werkes prägen wird. Verrückte Wissenschaftler arbeiten da hoch im Norden in einem künstlichen Eisberg an geheimnisvollen Maschinen. Sie sollen dereinst die Welt zerstören, da diese es angeblich nicht verdient, dass ihr wissenschaftlich geholfen werde. Dem Fortschrittsglauben à la Jules Verne hält Tardi seinen Zynismus entgegen, da er bereits weiss, in welches Fiasko die rücksichtslose Technisierung geführt haben wird. Technisch imitiert Tardi in «Dämon» auf dem so genannten Schabkarton die akribischen Belle Epoque-Holzstiche, wie sie in Zeitungen als Illustrationen zu Artikeln eingesetzt wurden. Er entfernt sich stilistisch vom zeichnerischen Realismus zu Gunsten einer Halb-Karikierung der