Deutschland stationierter Berufssoldat, den er oft besucht. Als seine Mutter 1951 schwer erkrankt, kommt Tardi bei den Grosseltern unter. Er hat es auch schon das Trauma seines Lebens genannt: der Grossvater suhlt sich in Schilderungen blutrünstiger Episoden aus dem Ersten Weltkrieg und beschert dem Enkel damit Alpträume und schlaflose Nächte. Der Erste Weltkrieg lässt Tardi nicht mehr los. Er bezeichnet dieses Ereignis als den wahren Beginn des 20. Jahrhunderts, das eine neue Form der Gewalt beinhaltet: Der Übergang (Wechsel) von Mann gegen Mann ausgetragenen Konflikten zur Verdinglichung des Tötens, etwa durch Giftgas. Königshäuser versinken im blutigen Schlamm der Schützengräben, neue Lebens- und Staatsformen wie der Kommunismus entstehen, die USA werden zum kapitalistischen Monster. Tardi: «Diese Zeit bietet mir die Möglichkeit, meinen Antimilitarismus darzustellen. Im Ersten Weltkrieg sind so viele Gruppierungen auf engstem Raum aufeinander geprallt, dass die Epoche sich vorzüglich dazu eignet, sinnlose Vernichtung darzustellen. Auch vom ästhetischen Standpunkt her erscheint mir dieser Abschnitt als sehr ergiebig.» Dekadenz und Krieg: Tardis Phantasie kreist immer wieder um den Untergang des europäischen 19. Jahrhunderts und den blutigen Fehlstart in ein neues Zeitalter.
Zynischer Kritiker
Nach der Ausbildung an den Kunstschulen von Lyon und Paris versucht Tardi im Jahr 1968 vergeblich den Verleger Eric Losfeld von seinen Arbeiten zu überzeugen. Die Studentenrevolte lässt Tardi im Übrigen eher kalt, der damalige Pragmatiker und spätere Zyniker zeigt kaum Begeisterung für die