Wer hohes Fieber hat, mag nicht lesen. Stellt sich Besserung ein, greift man nach leichter Kost und vertreibt sich die Zeit eventuell mit Comics. Ein Genesender mit erhöhter Temperatur gerät womöglich an Tardis Serie «Adeles ungewöhnliche Abenteuer». Man möchte sich durch farbige, spannende und einigermassen logisch erzählte Bildergeschichten ablenken lassen – und stellt bald fest, dass das Fieber wieder steigt. Ein buntes Mysterium verzweigter und absurder Handlungsstränge belagert das Gehirn mit Flugsauriern, die über dem nächtlichen Belle Epoque-Paris schweben oder droht mit Teufeln, Ritualmorden, eisernen Spinnen und doppelköpfigen Ertrunkenen. Ein Horror-Trip.
Mit den seit 1976 erscheinenden Adele-Abenteuern hat Jacques Tardi die traditionelle Form der Comic-Serie aufgegriffen, sie aber eigenwillig und innovativ variiert. Die neun Bände stellen inhaltlich und optisch den Kern von Tardis frühem Werk dar. Ein komplex-komplizierter Geschichtszyklus präsentiert des Zeichners bevorzugte Themen seiner Anfangs-Jahre: das Paris der Belle Epoque, die Gräuel des ersten Weltkrieges und mutierende Überbleibsel der Kultur des 19. Jahrhunderts in einer zunehmend technisierten Welt.
Schlaflose Nächte
Was fasziniert Tardi an dieser einerseits morbiden und dekadenten, andererseits blind zukunftsgläubigen, versunkenen Epoche? Jacques Tardi, 1946 im französischen Valence geboren, wird früh mit Militärischem konfrontiert. Sein Vater ist ein in