Thom Yorke © EMI Music

Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#Radiohead
  2/8
musik
Radiohead

Radiohead müssten den Plattenfirmen mehr zu denken geben als alle anderen derzeit aktiven Bands auf dieser Welt. Praktisch allein unter denen, die nach dem Acid House-Boom der späten achtziger Jahre wieder zur Gitarre griffen, sind sie heute noch aktiv – und ja, so erfolgreich wie zu ihren vermeintlicherweise «besten Zeiten». Dabei hat sich ihre Musik entgegen allen «Branding»- und Vermarktungsgepflogenheiten pausenlos verändert. Das smarte Power-Pop-Indie- Debüt «Pablo Honey», das 1993 erschien, ist fast nicht als das Werk der gleichen Band zu erkennen, die im Jahr 2003 den zerebralen Post-Rock von «Amnesiac» veröffentlichte.

Und zwischen den Radiohead von «Amnesiac» und denen, die soeben «In Rainbows» fertiggestellt haben (ein zart gesponnenes, versöhnliches, sinnliches und rundum herrliches Album) scheinen wiederum ganze Musikwelten zu liegen. Höchstens noch Damon Albarn aus der gleichen Generation hat sich mit vergleichbaren musikalischen Siebenmeilenstiefeln fortbewegt. Albarn tat dies allerdings mit immer wieder neuen Gruppen von Musikern und unter neuem Namen. Radiohead blieben – abgesehen von den Soloalben von Thom Yorke und Jonny Greenwood – immer die gleichen. In den Neunzigern und zu Beginn des neuen Jahrtausends demonstrierten R.E.M. und U2 den Plattenfirmen auf überzeugende Weise, wie absurd ihre damals neue Taktik war, Künstler fallen zu lassen, wenn sich mit dem zweiten Album noch nicht der grosse Erfolg eingestellt hatte. Das inspirierende Beispiel von Radiohead zeigt, dass eine andere, von Plattenfirmen inbrünstig vertretene These, ebenfalls