Auch das hier vorliegende Buch überliess es den Autoren zu entscheiden, welches nun ihr wahres Debüt sei. Obwohl: in der Mehrheit wird das erste in einem Verlag erschienene Werk, als der Erstling betrachtet. Bei Franzobel und seinen Parallelveröffentlichungen etwa, scheint auch diese relativ klare Definition zu keiner klaren Lösung zu führen. Der österreichische Sprachakrobatiker kommt deshalb nicht drum herum, über seine «gesammelten Debüts» zu schreiben. Und gleichzeitig zu behaupten: «Und auf mein Debüt warte ich nach wie vor.»
Während Franzobel dem wahren ersten Erstling entgegenblickt, gibt Alexander Kluge unumwunden zu: «Ich mag meine frühen Bücher.» Ein seltenes Statement in der hier versammelten Runde, deren Grundgefühl wohl Jörg Steiner am poetischsten trifft, wenn er über sein Debüt schreibt: «Es begleitete mich einige Jahre lang, wurde dann zu meinem Schatten und sank schliesslich dahin wie die Melodie einer nicht wieder aufgezogenen Spieldose».
Renatus Deckert (Hg.). Das erste Buch. Schriftsteller über ihr literarisches Debüt. Herausgegeben und mit einem Vorwort von Renatus Deckert. Suhrkamp Verlag. 357 Seiten. Broschur. € 10,00 / CHF 18,00
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«Jetzt erreicht mich die Bitte um eine neuerliche Lektüre, und sie kommt einer Peinigung gleich. Nichts um aller Welt kann den Autor dazu bringen, dieses Dokument seiner Unmündigkeit noch einmal in Betracht zu ziehen.»
Durs Grünbein
«Es ging mir wie dem Pfarrer von St. Gilgen (…) auf die Frage, weshalb er Pfarrer geworden sei, gab er zur Antwort: ‹Weil ich zu sonst nichts anderem fähig bin.› Aus demselben Grund begann ich zu schreiben. (…) E.M. Cioran spricht von der ‹Unannehmlichkeit, geboren zu sein›»Ilse Aichinger