Der 1959 geborene David B. gehört zur 1991 in Paris gegründeten L’Association, einem Verlag und einer gleichnamigen Zeichnergruppe, die angetreten ist, die traditionalistischen frankophonen Comics aufzumischen: statt kleinlich gezeichneter «Tim und Struppi»-Ästhetik expressiv verknappte Formgebung und moderne Inhalte. Bei David B. drückt sich diese Revolte in kinderbuchartiger, schwarzweisser Figuration aus und in einer nahe der Vallotton-Holzschnittauffassung angesiedelten Optik, die die Bildmotive stark vereinfacht und in raffinierter Weise zu weissen und schwarzen Flächen zusammenfasst. In Davids Leben war viel los, wie «Die heilige Krankheit» beweist, deren Bände «Geister» und «Schatten» nun beide auf deutsch vorliegen.
Davids Eltern arbeiten als Zeichenlehrer und werden von der 68er-Revolte entscheidend geprägt, die Kinder Florence, Pierre-François, der sich später David nennt, und Jean-Christophe sind lebhaft und begabt. Irgendwann verdreht Jean-Christophe die Augen und fällt mit Zuckungen zu Boden – der Beginn des schwierigen Daseins eines Epileptikers. Die Krankheit bestimmt fortan das Familienleben. David B. tritt in seiner Comic-Chronik ein inhaltliches und optisches Delirium los, dessen Veröffentlichung ihm sogar vorübergehend Konflikte mit seinen Eltern bescherte, da diese sich selbst und gewisse familiäre Begebenheiten als einerseits zu offen und andererseits als nicht richtig dargestellt empfanden.