Das ist eine der wenigen wirklich lustigen Szenen der beiden Bände, denn «Die heilige Krankheit» wirkt trotz bildnerisch opulent-märchenhafter Fabulierkunst stets beklemmend. Davids Rückzüge in den geliebten Garten mit seinen Phantasiegestalten sind zwar poetisch in ihrer Flucht in die Imagination, welche David selbst mit «Mein Panzer ist die Nacht» umschreibt, doch der allgegenwärtige Bruder, der es in Heimen oder Anstalten nicht aushält, bestimmt über weite Strecken den Alltag im Hause der Familie. Die Anfälle, vor denen sich Jean-Christophe auch äusserst aggressiv verhalten kann, werden immer monströser und brutaler, was sich in einer vorübergehend grob-expressiven Bildsprache ausdrückt.
Am Ende des zweiten Bandes «Schatten» ist David Comiczeichner und Mitverleger von L’Association, der Bruder jedoch fettleibig und träge geworden. Er wohnt dort, wo er sich wohlfühlt, nämlich zuhause bei den Eltern und zieht das durch, dessen man ihn schon früh verdächtigte und was er mit seiner Krankheit unfreiwillig bis aufs Messer zu verteidigen scheint: das Partout-Nicht-Erwachsen-Werden-Wollen. So wie die «Weltrevolution» von 1968 nicht realisierbar war, so liess sich auch die «Heilige Krankheit» von Jean-Christophe nicht kurieren. Dass sich die Epilepsie als stärker erweist, als jede dagegen angewandte Geheimwissenschaft, muss Davids Familie immer wieder frustriert konstatieren. Die Eltern haben sich zwar geistig ein Quentchen Revoluzzertum bewahrt und Jean-Christophe fand entgegen aller Malaise etwas Ruhe sowie eine «Berufung»: er gibt sich nun als Prophet. Der Krieg zwischen China und Frankreich, den Chirac anzetteln sollte und den Jean-Christophe voraussagte, fand allerdings bis dato nicht statt...