Es gab eine Zeit, die ist so lange nicht her: im Süden der Vereinigten Staaten war das Leben strikt rassengetrennt. Laut Verfassung galten gleiche Rechte für alle, doch es gab verschiedene Restaurants, separate Sitzreihen in den öffentlichen Verkehrsmitteln und so weiter. Dagegen regte sich in den fünfziger Jahren Widerstand, der in den Sechzigern immer erbitterter und unter dem Priester Martin Luther King zur Massenbewegung wurde. Die Lieder zur Bewegung lieferten die Freedom Singers, deren Auftritt am Newport Folk Festival stark beachtet wurde: hier sangen sie «We shall overcome», eine friedliche Kampfansage an die weisse Herrschaft im Süden.
Die Staple Singers – Vater Roebuck «Pops» und seine drei Töchter – waren ein bekanntes Gospel-Ensemble aus Mississippi. Die Truppe, die in den fünfziger Jahren gross wurde, widmete sich religiösen Liedern, doch auch für sie waren die Zeichen der Zeit klar. Ein Treffen mit Martin Luther King änderte das: «Wenn er Freiheit predigen kann, können wir sie singen», meinte Patriarch Pops und fortan enthielten die Lieder einen unverblümten sozialen und politischen Einschlag. Stücke wie «Respect Yourself» verlangten von der schwarzen Gemeinschaft ein neues Selbstverständnis – und selbst ihr spirituelles Material hatte plötzlich eine weitere radikale Dimension dazu gewonnen.